Bach Messe in h-Moll.
Ursula MagnesInterpreten: Gächinger Kantorei, Hans-Christoph-Rademann
Label: Carus
EAN: 4009350833159
Seit zwei Jahren leitet Hans Christoph-Rademann die Gächinger Kantorei, 1954 von Helmuth Rilling gegründet. Damit hat sich der Klang und die künstlerische Identität des Ensembles deutlich verändert. Zuletzt hat man es sich zur Aufgabe gemacht, erstmals J. S. Bachs „Dresdner Stimmen“ zur h-Moll-Messe zu erarbeiten. Im Jänner dieses Jahres folgte die Aufnahme. Der Carus Verlag hat das Unternehmen reich dokumentiert rechtzeitig zum 330. Geburtstag des Thomaskantors herausgebracht.
Die Entstehungsgeschichte der h-Moll-Messe reicht zurück ins Jahr 1714, da Bach für das Crucifixus auf eine damalige Kantate für Weimar zurückgreift. Das davor stehende „Incarnatus“ hat er bei einem letzten Revisionsschritt der Partitur gänzlich neu komponiert – so vermittelt Bachs „große catholische Messe“, wie Carl Philipp Emanuel das Werk nannte, eine packende Lebens- und Werkschau des Thomaskantors. Wobei es ihm nicht gegönnt war, das Werk wirklich abzuschließen. Es bleiben viele offene Fragen, was den Reiz der Auseinandersetzung noch erhöht.
Hans-Christoph Rademann hat sich erstmals mit Bachs „Dresdner Stimmen“ für das Kyrie und Gloria aus dem Jahr 1733 auseinandergesetzt. Sie weichen deutlich vom späteren, von vielerlei Hand bearbeiteten Autograph ab. Diese neue, andere Lesart hat Rademann mit seiner reichen Erfahrung beseelt verinnerlicht und eine mehr als beglückende Einspielung vorgelegt. Wobei das Freiburger Barockorchester als idealer Partner fungiert.
Lebendig und mit einer stets atmenden inneren Ruhe gehen die Interpreten ans Werk. Vordergürndige Effekte fehlen. Und es ist gut nachvollziehbar wie sehr eine Abschrift des Werkes – vermittelt duch den Baron van Sweeten – auch die Meister der Wiener Klassik nachhaltig beeindruckte. Beethovens Missa solemnis schließt unmittelbar daran an. Das Faszinierende der vielschichtigen „ungelösten“ h-Moll-Messe hat in Stuttgart eine neue Wegmarke erhalten.