
Brahms: Frei aber Einsam.
Michael Gmasz.Interpret: Matthias Kirschnereit, Lena Neudauer, Amaryllis Quartett
Label: Berlin Classics
EAN: 885470009292
Frei, aber einsam – das war das Lebensmotto des Geigers Joseph Joachim, das sich auch dessen Freund Johannes Brahms zu eigen gemacht hat. Frei, aber einsam nennt sich nun auch die aktuelle CD des Pianisten Matthias Kirschnereit. Er spielt darauf Brahms‘ f-Moll Sonate, gemeinsam mit dem Amaryllis Quartett das f-Moll Klavierquintett und mit der Geigerin Lena Neudauer das Scherzo aus der sog. F.A.E. Sonate.
„Ich habe Brahms‘ Musik vom ersten Moment an geliebt.“ Schreibt Matthias Kirschnereit im Beiheft zu seiner neuen CD und setzt fort: „Mich begeistern und berühren die Schönheit seiner Melodieführung, die kraftvolle orchestrale Wucht, die einzigartige Balance von kompositorischer Effizienz und leidenschaftlichem Ausdruck, der mitunter herbe melancholische Tonfall.“ Und all das findet sich schon in seinem Frühwerk, der Klaviersonate in f-Moll op.5, die auf CD 1 dieses Doppelalbums zu hören ist. Dass Kirschnereit gerne der Poet unter den Pianisten genannt wird, könnte seinen Ursprung in seiner Interpretation dieses Werkes haben. Was er an Klängen und Farben, mal strahlend kräftig, ein andermal eher matt und dunkel, aus seinem Steinway D holt, lässt den Zuhörer nicht mehr los. Kirschnereit weiß durchaus kräftig zuzupacken, doch klingt sein Fortissimo nie grob oder brutal. Auf der anderen Seite der dynamischen Skala findet sich eine Pianissimokultur, die schon beinahe an unhörbare grenzt.
Neben der f-Moll Sonate op. 5 findet sich auf CD 1 noch das Scherzo aus der F.A.E.-Sonate, die Brahms gemeinsam mit Robert Schumann und Albert Dietrich für den Freund Joseph Joachim komponiert hat. Nicht minder intensiv ist hier die Geigerin Lena Neudauer zu erleben. Auf CD 2 dann eines der ganz großen Werke der romantischen Kammermusikliteratur, das Klavierquintett in f-Moll op.34. Matthias Kirschnereit hat sich dabei mit dem hervorragenden Amaryllis Quartett zusammengetan und auch hier hört man von den ersten Tönen an, es werden keine Kompromisse gemacht. Höhen und Tiefen, reinste Idylle und Untergangsstimmung werden hier beinahe plastisch heraufbeschworen. Sehr frei, aber ganz und gar nicht einsam. (mg)