
Claudio Arrau.
Monika JarosBeethoven-Spezialist und Liszt-Experte, vielgerühmter Schumann- und Debussy-Interpret: Claudio Arrau. 1903 in Chile geboren, 1991 in Mürzzuschlag verstorben, war er einer der längstdienenden Pianisten aller Zeiten, stand ab seinem fünften Lebensjahr in der Öffentlichkeit.
Einige Schlagworte: er kannte die Beethoven’schen Klaviersonaten in- und auswendig, gab sogar eine Urtextausgabe heraus – aus Ermangelung originaler Fingersätze mit seinen eigenen versehen. Er war einer der ersten, der Gesamtzyklen einspielte und aufführte, wollte die einzelnen Werke immer im ursprünglich vom Komponisten intendierten Zusammenhang verstanden wissen. Außerdem war und ist Arrau einer der größten Liszt-Interpreten, erhielt mit 16, resp. 17 Jahren, also 1919 und 1920, den damals bereits seit 45 Jahren nicht mehr verliehenen Liszt-Preis. Kein Wunder, werden Kenner seiner Biographie ausrufen, war sein Lehrer Martin Krause doch einer der letzten Schüler von Liszt. Diesem Krause zuliebe, der ihm ein Vaterersatz geworden war, lehnte Arrau nach dessen Tod jeden weiteren Lehrer ab. Der 15-Jährige war ab da völlig auf sich allein gestellt, vervollkommnete seine Fähigkeiten als Autodidakt – und wurde einer der bedeutendsten Pianisten des 20. Jahrhunderts.
Musikkritiker Joachim Kaiser: „Dieser Jahrhundert-Pianist vernuschelte nichts, verhudelte nie etwas, nahm jede Note mit leidenschaftlicher, manchmal keuchender Inständigkeit ernst. Ihm lag bedeutungstiefe Vehemenz mehr als improvisatorische Leichtigkeit. Später Beethoven, Schubert, Schumann, Chopin, Liszt, Brahms und Debussy waren sein Königreich.“ Mit seiner „glühend-hingebunsvollen Werktreue und seiner Kraft tragischer Versenkung“ hätte der gebürtige Chilene dabei „deutscher“ gewirkt als viele deutsche Pianisten. Das Geheimnis von Arraus Erfolg? Offenbar Beethoven! Denn auf die Mitteilung Kaisers, es gäbe da einen jungen Pianisten, der mit Prokofieff brilliere, antwortete Arrau dementsprechend indigniert: „Haben Sie schon einmal gehört, daß jemand Prokofieff schlecht gespielt hätte? Aber Beethoven…“
Von 23. Juli bis 27. August begleitet uns Claudio Arrau durch den Klavier-Sommer. Ein 6teiliges Spezial.