
Dohnányi, Weiner.
Michael Gmasz.Interpreten: ORF Vienna Radio Symphony Orchestra, Roberto Paternostro
Label: Capriccio
EAN: 845221053806
Ein knappes Jahr ist es her, dass wir Ihnen an dieser Stelle eine CD mit Werken von Ernst von Dohnányi präsentiert haben. Waren es damals zwei Klavierkonzerte mit der Pianistin Sofja Gülbadamova, so stehen heute Orchesterwerke des großen ungarischen Spätromantikers im Mittelpunkt.
Stationen eines Lebens oder Hochs und Tiefs bei Ernst von Dohnányi könnte der Untertitel unserer CD der Woche lauten. Wobei die Hochs mit der fis-Moll Suite Op. 19 und der American Rhapsody Op. 47 eindeutig im Vordergrund stehen. Einzig die flotte, italienisch angehauchte Tante Simona Ouvertüre gemahnt an ein Genre, in dem Ernst von Dohnányi nie Fuß fassen geschweige denn nennenswerte Erfolge feiern konnte, nämlich die Oper. Musik, die im Abstand von über 40 Jahren entstanden ist, einerseits noch in Monarchiezeiten in der alten Welt und andererseits bereits nach dem zweiten Weltkrieg in Florida, wo Ernst von Dohnányi seinen Lebensabend verbracht hat.
Große romantische Orchestermusik, mit symphonischem Charakter trifft dabei auf ein mit damals bekannten amerikanischen Motiven gespicktes, leichtfüßiges Auftragswerk der Ohio University, das auch von Dohnányis letztes vollständiges Orchesterwerk werden sollte. Dirigent Roberto Paternostro, der bereits mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz die erste Symphonie von Dohnányis aufgenommen hat, führt hier das ORF Radio Symphonieorchester durch die opulenten und „saftigen“ Partituren und kostet die Klangfülle richtig aus. Ergänzt wird das Programm auf dieser CD durch die f-Moll Serenade von Leo Weiner, einem Dohnányi-Bartók-Kodály Zeitgenossen, der jedoch aus heute nicht erklärbaren Gründen nie den großen internationalen Erfolg feiern konnte. Das viersätzige Werk des damals 21-jährigen Weiner versprüht zumindest ein wenig ungarisches Kolorit, wenn schon von Dohnányi auf den musikalischen Einfluss seiner Heimat fast gänzlich verzichtet. Da nun die beiden Komponisten auf CD wieder entdeckt werden, bleibt zu hoffen, dass sie auch bald im Konzertsaal wieder ihren verdienten Platz finden! (mg)