
Durch den Sommer mit ABM.
Monika Jaroš„Wenn nur alle Flügel laufen würden wie Ferraris…“
Wer mit bis zu 300km/h durch die Gegend braust, braucht Vertrauen in die Technik. Ob Ferrari oder Flügel – der italienische Star-Pianist Arturo Benedetti Michelangeli liebte technische Perfektion. Höchste Vollendung war seine Mission, Präzision sein zweiter Vorname. Fühlte er sich nicht in absoluter Bestform, wurden Konzerte abgesagt. Waren Klavier oder Saal nicht 100%-ig in Ordnung, wurden Konzerte abgesagt. War das Publikum nicht aufnahmebereit genug, wurden Konzerte abgebrochen. Kapriziös? Mit Sicherheit. Doch mochten diese spontanen Absagen für Konzertbesucher noch so unangenehm sein, hatten sie die Garantie: Michelangeli war gewillt, ihnen bei jedem einzelnen seiner Auftritte ein einmaliges Musikerlebnis zu bescheren. Lieblos heruntergespielte Stücke? Schlechte Tagesverfassung? Bei ABM gab es immer nur Alles oder Nichts – bis zum Herzinfarkt.
Schicksalsjahr 1988. Mitten im Konzert in Bordeaux am 17. Oktober 1988 bricht Michelangeli zusammen: Herzinfarkt. Nur dank zweier zufällig im Publikum anwesender Ärzte überlebt er. Nach dieser Zäsur will der gesundheitlich Gezeichnete vor allem eines: möglichst viel Mozart spielen – quasi als Selbsttherapie. Mit Klavierkonzerten Mozarts feiert er sein Comeback, begleitet haben sie ihn aber bereits seit Beginn seiner beeindruckenden Karriere. „Die kann man nur mit Enthusiasmus spielen, oder gar nicht“, bekannte Michelangeli einmal und focht zeitlebens um eine „richtige“ Wiedergabe des in seinen Augen unverstandenen Komponistengenies. Sein Perfektionsideal verfolgte er bei allen anderen Komponisten, deren Werke er spielte, ebenso radikal, erarbeitete sich Werke immer und immer von Neuem und fasste seine selbstkritische Auffassung in die Worte: „Ich habe kein Gedächtnis, ich fange immer wieder bei Null an.“
„Ein ganzes Leben reicht gerade eben, um eine Sache so richtig gut zu machen.“
Nein, leicht machte es sich der 1920 in Brescia geborene und 1995 in Lugano verstorbene Michelangeli weder selbst noch seinen Zuhörern. Kompromisslos, unnahbar, ein ewig Suchender, konzentrierte er sich auf ein relativ schmales Oeuvre von Scarlatti bis Ravel (Klavierkonzert in G!), wobei Mozart und Debussy eine Vorrangstellung einnehmen. Mit teilweise ungewöhnlichen Fingersätzen vermochte er Wirkungen zu erzielen, die bis heute faszinieren und dafür sorgen, dass sein Name auch 25 Jahre nach seinem Tod unvergessen bleibt.
Ein 9-teiliger Sommer-Schwerpunkt zum 100. Geburtstag bzw. 25. Todestag des italienischen Klangzauberers Arturo Benedetti Michelangeli.
Termine, jeweils montags:
- 06. Juli 2020, 22.00 Uhr
- 13. Juli 2020, 22.00 Uhr
- 20. Juli 2020, 22.00 Uhr
- 27. Juli 2020, 22.00 Uhr
- 03. August 2020, 21.00 Uhr
- 10. August 2020, 21.00 Uhr
- 17. August 2020, 20.00 Uhr
- 24. August 2020, 21.00 Uhr
- 31. August 2020, 20.00 Uhr