
G.F. Händel: Queens.
Michael Gmasz.Interpreten: Roberta Invernizzi
Label: Glossa
EAN: 8424562229044
Dass das Spezialistentum bei Sängerinnen und Sängern langsam verschwindet, wurde an dieser Stelle schon des Öfteren erwähnt. Wagnersche Heldentenöre und-Bässe entdecken das Lied für sich, eingefleischte Liedsängerinnen sind erfolgreich in großen Opernpartien zu erleben. Ein letzter Rückzugsort für wahre Spezialisten und Spezialistinnen ist die Barockmusik und seit Jahren zu den besten gehört die Sopranistin Roberta Invernizzi.
Queens, also Königinnen, nennt Roberta Invernizzi ihr jüngstes Album, das sie mit dem italienischen Originalklangensemble Accademia Hermans unter Fabio Ciofini aufgenommen hat. Bei ihrer Auswahl an Königinnen ist Invernizzi im großen Opernrepertoire von Georg Friedrich Händel fündig geworden. Pate dabei standen allerdings nicht nur die handelnden Opernfiguren, sondern auch die beiden Primadonnen, also Königinnen unter den Sängerinnen, Francesca Cuzzoni und Anna Maria Strada del Pó. Beide gehörten jeweils zu unterschiedlichen Zeiten zu Händels Londoner Academy of Music und beiden hat er einige seiner berühmtesten Opern auf den Leib geschrieben. Hier die eine, die Cuzzoni, die kapriziös, eitel und undiszipliniert war – da die andere, die del Pó, die keinen Ärger machte und in zeitgenössischen Berichten als perfekte Sängerin bezeichnet wurde. Da fiel die Auswahl an Arien für die neue CD wohl nicht schwer.
Roberta Invernizzi hat sich schon sehr früh in ihrer Karriere für die Barockmusik entschieden und nicht zuletzt Emma Kirkby hatte als eine ihrer Lehrerinnen dabei großen Einfluss auf ihre Entwicklung. In den vergangenen Jahren war sie zu Gast bei allen wichtigen „Alte Musik Festivals“ und musizierte mit den Größen der Szene, von Harnoncourt bis Savall, von Gustav Leonhardt bis Alan Curtis und Giovanni Antonini. Stilelemente des Barockgesanges, wie schnelle Triller oder Tremoli, Variationen und Ausschmückungen im DaCapo der jeweiligen Arien – all das schüttelt Roberta Invernizzi nur so aus dem Ärmel, als wäre es das Leichteste auf der Gesangswelt. Unglaubliche Wendigkeit beweist sie nach wie vor als Adelaide in Händels Lotario, oder mit der Tempesta Arie aus Giulio Cesare. Königliches mit einer Königin! (mg)
Foto © Irene de la Selva