
George Gershwin.
Monika JarosEiner der prominentesten Komponisten Nordamerikas war und ist George Gershwin. Der in Brooklyn aufgewachsene Sohn russisch-jüdischer Immigranten war bereits als Songschreiber populär, als er sich eine zweite Karriere im Bereich der klassischen Musik aufbaute. Dass das Beherrschen beider Metiers eine Seltenheit ist, bestätigte Broadway-Kollege Irving Berlin, der in späteren Jahren zugab, Gershwin sei „der einzige Songschreiber, den ich kenne, der Komponist geworden ist“. Gershwins Stärke lag darin, dass er seine Wurzeln als Songschreiber nie verheimlichte, sondern sie vielmehr dazu nutzte, in seinen Werken eine gelungene Allianz aus Klassik und Jazz auf das Notenpapier zu zaubern.
Am Programm: die Zweite Rhapsodie für Orchester mit Klavier mit dem San Francisco Symphony unter Michael Tilson Thomas, der auch den Klavierpart übernimmt. Michael Endres jazzt sich durch 18 bekannte Broadway-Musicalmelodien, die Gershwin für Klavier arrangiert hatte. 1932 veröffentlicht, enthält das Songbook Standards wie „The Man I Love“, „Oh, Lady be good“ und „I Got Rhythm“. Zum Abschluss dieses Themenschwerpunktes eine Aufnahmerarität: die Rhapsody in Blue in frischem Orchesterklang der Columbia Jazz Band unter Michael Tilson Thomas mit niemand Geringerem als dem Komponisten selbst am Klavier. Wie das geht? Tilson Thomas spielte 1976 den Orchesterpart der Rhapsody zu einer Klavieraufnahme Gershwins aus dem Jahr 1925 neu ein – mit verblüffend „echt“ klingendem Ergebnis. Ein beschwingter Klaviermusikabend von und mit George Gershwin.