
Ghandi Hana.
Mit elf Jahren sitzt er im Flugzeug von Syrien nach Wien, fest entschlossen seiner Berufung zu folgen: Ghandi Hana will Priester werden. „Wann sehe ich meine Eltern wieder?“, ist dennoch die erste Frage des Elfjährigen nach seiner Ankunft in Österreich. „Nächstes Jahr“, bekommt er im Kloster zur Antwort. Jedes Jahr aufs Neue. Bis er selbst nicht mehr daran glaubt. „Nur einmal jährlich habe ich nach Hause geschrieben. Denn jede Post wurde geöffnet.“ Damals hat Ghandi Hana für sich entwickelt, was ihm bis heute wichtig ist: die eigene innere Freiheit.
Dreizehn Jahre dauert es, bis Ghandi Hana seine Mutter wiedersehen wird. Sein Vater ist schon tot, als der jüngste Sohn nach Hause kehrt. Dass sein Vater sterben wird – man hat es ihm im Kloster verschwiegen.
In Qamischli in Syrien ist Ghandi Hana zur Welt gekommen und mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Ab dem 12. Lebensjahr ist er Priesterseminarist im Mechitaristen-Kloster im siebenten Wiener Gemeindebezirk. Bis ein Jahr vor der Priesterweihe verfolgt er sein Ziel, hat die ewigen Gelübde bereits abgelegt, als er mit Anfang zwanzig entscheidet, auszusteigen. Seinem Glauben aber bleibt er treu: „Für mich ist wichtig: Glaub‘ an Gott – dann kannst du auch an dich selbst glauben.“
Heute ist Ghandi Hana nicht Priester, sondern Mesner – im Stephansdom. Und dankbar für diese Aufgabe. „Ich liebe den Dom“, sagt er. Und: „Ich bin hier wie in einer Familie aufgenommen worden.“ Seinen Mitbrüdern im Mechitaristen-Kloster hat er gelernt, zu verzeihen. Auch, um des eigenen inneren Friedens willen. Denn, so sagt Ghandi Hana: „Glück ist ein Zustand. Es ist eine Entscheidung.“
Eine Sendung von Marlene Groihofer.
Ghandi Hana ist Mesner im Wiener Stephansdom: „Am meisten liebe ich die frühen Morgenstunden im Dom.“