Gottes andere Wange.
Foto: Stefan Kronthaler
Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin! ist ein wohlbekannter, uns wieder und wieder verstörender Imperativ der Bergpredigt Jesu. Diese ist ein Textabschnitt des Matthäusevangeliums im Neuen Testament, in dem Jesus von Nazaret seine Lehre verkündet. Den ihm auf den Berg gefolgten Jüngern legt Jesus den in der Tora offenbarten Willen Gottes neu aus.
Weniger bekannt ist, dass Jesus in der angesprochenen Aussage damit zugleich ein noch weitaus verstörenderes Gottesbild thematisiert: Der Gott Jesu und Abrahams ist kein Gott der Sieger. Seine Macht und Vollkommenheit offenbart er vielmehr darin, dass er, geohrfeigt, ohne zu zögern die andere Wange hinhält und „seine Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und regnen lässt über Gerechten und Ungerechten“. Entsprechend ist der Auftrag Jesu kein moralischer Imperativ, sondern Orientierung an dieser „Vollkommenheit“. „Dass Gott nun einmal so ist“ ist Mysterium und Zumutung, Ärgernis und Hoffnungsschimmer. Damit setzen sich 16 Theologinnen und Theologen im Buch „Gottes andere Wange.“ Zumutung und Erlösung auseinander, erschienen ist es im Echter Verlag. Jesuitenpater Elmar Mitterstieler, langjähriger Exerzitiein- und geistlicher Begleiter ist der Herausgeber, Unterstütztung kam vom Religionspädagogen Martin Jäggle.
Sendungsgestaltung: Stefan Hauser.