
Guldas Beethoven.
Monika JarosIn einem Interview mit André Müller erklärte Friedrich Gulda einmal: „Pianisten, die nicht auch selbst komponieren, sind für mich keine Musiker im vollen Sinne des Wortes, sondern sie spielen halt zum x-ten Mal mehr oder weniger gut die sicher sehr großartig angeordneten Noten von fremden Leuten, die nota bene meist schon lang tot sind.“ Gulda polarisierte mit Aussagen wie diesen genauso wie mit seiner Herangehensweise an Klassiker wie beispielsweise Beethoven. Für die einen ist sein Spiel viel zu rasant, zu wenig einfühlsam, überhaupt zu grob und undifferenziert, die anderen empfinden hingegen gerade das hohe Tempo und das rhythmisch stark Akzentuierte als besonders mitreißend und loben seine sachlich-werktreue Art als wohltuende Alternative zu elegisch-lyrischen Interpretationen anderer Pianisten.
Zwei Beispiele für Guldas Beethoven: die Diabelli-Variationen aus dem Jahr 1970, die dank einer unmittelbar über die Saiten des Klaviers angebrachten Mikrophonierung des Klangpuristen Hans Georg Brunner-Schwer ein Hörerlebnis der besonderen Art bilden und nun in einer remasterten Fassung vorliegen sowie die Klaviersonate Nr. 6 F-Dur, op. 10/2 aus dem Beethoven-Sonatenzyklus, den Gulda 1968 bei der österreichischen Amadeo eingespielt hat.
Müller weiter zu Gulda: „Manche wundern sich, daß Sie trotz Ihrer Liebe zum Jazz überhaupt noch Beethoven spielen können.“ Gulda: „Ich übe heimlich.“ Müller: „Im Ernst?“ Gulda: „Nein […].“