
J.S. Bach: Johannes-Passion.
Michael Gmasz.Interpreten: Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski
Label: Erato
EAN: 0190295854058
Die heiligen Zeiten, wie Weihnachten und jetzt das Osterfest, bringen es im Musikgeschäft mit sich, dass sich Musikerinnen und Musiker mit den speziell dafür komponierten Werken auseinandersetzen. Marc Minkowski hat dies mit Johann Sebastian Bachs „Johannes-Passion“ getan, auf eine ganz originelle Art und Weise.
Als langjähriger Musikliebhaber und –kenner stellt man sich doch hin und wieder die Frage, „hat es denn von diesem oder jenem Stück nun auch noch die x. Aufnahme gebraucht?“. Immer öfter kommt es daher vor, dass Interpreten oder Autoren von Beihefttexten diese Frage von sich aus aufgreifen und auch gleich selbst beantworten. Besonders schön ist es natürlich, wenn eine solche Erläuterung nicht nur in Schrift sondern auch im Klang und der Aufnahme selbst ihre Umsetzung findet, wie bei Marc Minkowskis neuer „Johannes-Passion“ mit seinen Musiciens du Louvre aus Grenoble. „Zu keinem Zeitpunkt haben wir einen Gegensatz zwischen Solo und Chor gesucht. Oder auch nur die Identifizierung mit einer Person,“ schreibt Minkowski im Beiheft, und so hat er sich 8 Sängerinnen und Sänger ausgesucht, die abwechselnd sowohl mit Arien als auch mit den Chören zu erleben sind.
Herausgekommen ist eine Interpretation, die die sonst gewohnte Choropulenz vermissen lässt, dafür aber an stimmlicher Transparenz und eindringlicher Direktheit kaum zu überbieten ist. Besonders wichtig war Marc Minkowski die Auswahl an Sängerinnen und Sängern, die zwar alle an Opernhäusern tätig sind, aber Bach seit ihrer Kindheit singen, wie es weiter heißt. Keine Barockspezialisten also, aber auch keine „Touristen“, sondern ein homogenes Ensemble, das die technischen und expressiven Schwierigkeiten des Werkes ohne spürbare Anstrengungen bewältigt. Und diese Anstrengungen sind in der vorliegenden CD durchaus vorhanden, führt Marc Minkowski doch sehr stringent durch die Passion und schlägt in den Arien teils Tempi an, die an die Grenze gehen. Nicht zu vergessen, es handelt sich dabei um eine Live-Aufnahme. Die eingangs gestellte Frage ist in diesem Fall also mit einem großen JA zu beantworten! (mg)