
Jacobs Bach-Monarch.
Ursula MagnesInterpreten: RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs
Label: Harmonia Mundi
EAN: 3149020223666
René Jacobs begann seine musikalische Laufbahn als Chorknabe und später als richtungsweisender Countertenor. Zusätzlich studierte er in seiner belgischen Heimatstadt Gent klassische Philologie. Heute kennt und schätzt das Publikum René Jacobs als Dirigenten. Mehr als 250 Aufnahmen prägen sein interpretatorisches Schaffen. Seine Version der Bach’schen Matthäus-Passion, vor vier Jahren aufgenommen, genießt Referenzcharakter. Gemeinsam mit „seinem“ Chor, dem RIAS Kammerchor, und der Akademie für Alte Musik Berlin sowie ausgewählten Solistinnen und Solisten und Werner Güra als Evangelisten, scheint ihm mit der Johannes-Passion ähnliches zu gelingen.
Bach-Liebhaberin Ursula Magnes ist ziemlich beeindruckt.
Die Chöre teilt René Jacobs in Solisten-, Ripienisten- und Verstärkungschöre. Das ergibt eine klangliche Dramaturgie, die ich auch in Live-Aufführungen noch nicht so erleben durfte. „Herr, unser Herrscher“, der Eröffnungschor der ersten Fassung der Johannes-Passion für das Jahr 1724 in der Leipziger Nicolaikirche verdankt seine Inspiration vermutlich auch dem dort zu sehenden Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren. Der gekreuzigte Jesus in den Armen Gottvaters, der selbst im größten Leiden seines Sohnes „unerschütterlich in seiner Majestät verharrt“.
J. S. Bach hat sich über 26 Jahre immer wieder mit der Musik zur Johannes-Passion beschäftigt. Für die erste Aufführung in der Thomaskirche 1725 erarbeitete er zahlreiche Änderungen. So beginnt diese zweite Fassung mit dem Chor „O Mensch, bewein dein Sünde groß“, uns vertraut als Schluss des ersten Teiles der Matthäus-Passion. Die beiden neu eingeschobenen Tenorarien lassen auf einen virtuosen Sänger schließen
Es ist unüberhörbar, dass René Jacobs unter jeden Ton und jede Silbe dieser Passion blickte. Als eine Art Archäologe legt er alle Versionen des Werkes frei, welches Bach 1749 ein Jahr vor seinem Tod zum letzten Mal aufführte. Die „Himmelschlüsselblumen“ des Bass-Arioso kehren im Schlusschor wieder, „macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu“. Solche und weitere Bezüge erklärt Jacobs in der beigefügten DVD. Die Fassung von 1725 kann als Bonus auf der website von Harmonia Mundi heruntergeladen werden. Viel Angebot! Keine Dogmatik. [mehr]