
John Knowles Paine.
Monika JarosNicht nur „am Nachmittag“, sondern auch in der „Klaviermusik am Abend“ werfen wir einen „Blick über den Großen Teich“ ins viktorianische Amerika. Neben New York war Boston lange Zeit eine der großen Musikmetropolen der Neuen Welt. Von den sechs Komponistinnen und Komponisten, die heute als „Boston Six“ oder „Second New England School“ firmieren, war John Knowles Paine der älteste Vertreter. Genau wie seine jüngeren Kollegen (Arthur Foote, George Chadwick, Amy Beach, Edward MacDowell und Horatio Parker) orientierte sich Paine an dem damals vorherrschenden europäischen Musikideal. Er war einer der ersten, der sein Musikstudium in Europa (Berlin) vervollkommnete, wobei gerade seine Erfolge als Organist und Komponist in der Alten Welt es waren, die ihm die musikalischen Pforten seiner Heimat öffneten – zumindest teilweise, denn seine in Europa hochgelobten Bach-Interpretationen wollte man in Amerika denn doch nicht hören.
Paines Name fällt heute vor allem dann, wenn man auf seine Vorreiterrolle verweist, er war nämlich der erste amerikanischstämmige Komponist, der mit großen Orchesterwerken reüssieren konnte und zudem der erste Musikprofessor an einer amerikanischen Universität – sein in über 40 Jahren aufgebautes Musikdepartment in Harvard war Vorbild für alle künftigen. Einer seiner Schüler war übrigens Olin Downes, der langjährige Musikkritiker der New York Times. John Knowles Paine hat jedoch nicht nur für große Orchester komponiert, sondern auch kleinere Stücke für Klavier; viele davon entstanden zunächst für familiäre Anlässe und wurden erst später veröffentlicht. Denver Oldham präsentiert eine Auswahl dieser kleinen Klavierperlen – reizende Salonstücke im besten Sinne des Wortes!