
Martha Argerich.
Ursula MagnesInterpretin: Martha Argerich
Label: Deutsche Grammophon
EAN: 028947959786
Wer mag und verehrt sie nicht, die argentinische Pianistin Martha Argerich. Die Deutsche Grammophon hat Aufnahmen aus den 1960er-Jahren veröffentlicht. Die damals 18-jährige Martha spielte für den WDR und NDR Rundfunkaufnahmen: Musik von Mozart, Beethoven, Prokofjew und Ravel. Noch bevor sie durch den Gewinn des Chopin-Wettbewerbes 1965 endgültig weltberühmt wurde. Jeder Ton berührt, ist virtuos und zeugt von einer Energie, die einfach nur sie entfachen kann. Das schönste sind ihre ansatzlosen dynamischen und agogischen Übergänge. Etwas, das an Friedrich Gulda erinnert. Eine Wonne findet Ursula Magnes und hat sich die Doppel-CD mit Freude und Neugier angehört.
Genau so möchte ich Mozarts Klaviersonate in D-Dur K 576 hören. Frei aller Zwänge und doch auf den Punkt gebracht. Und dann Argerichs Fähigkeit den Klavierton aus dem Nichts heraus einzufärben, aufblühen zu lassen – als hielte sie eine Geige in der Hand. Das für viele verborgen Überbordende Mozarts ist ihr selbstverständlich. Als nähme man sein Universum in die Hand, um es aus den verrücktesten Positionen zu bewundern. Quasi nebenbei, bei Kaffee und Kuchen im Café Tomaselli in Salzburg.
Ebenfalls in D-Dur steht Ludiwg van Beethovens Klaviersonate op. 10/3. Kraftvoll ohne zu protzen stellt Argerich Beethovens bohrende Fragezeichen in den Raum.
Prokofjew zählt zu Argerichs absoluten Lieblingen. Ihre Interpretation der Toccata op. 11 genießt innerhalb ihrer Diskografie und darüber hinaus Kultcharakter. Die Aufnahme vom 16. März 1960 in Hamburg entstand vier Monate vor der Debüt-Platte für die Deutsche Grammophon. Das Bonmot Nikita Magaloffs sagt alles: „Man kann von einem Rassepferd nicht verlangen, dass es nur im Trab läuft.“ Wer alles kann, darf alles. Sie macht davon gar nicht Gebrauch. Eine andere Ebende der Bescheidenheit.
Traumwandlerisch klar entfaltet sich „Ondine“ aus Maurice Ravels „Gaspard de la nuit“. Egal wie schnell oder wie harmonisch dicht die Noten zu spielen sind, Argerich hält die Zügel immer in der Hand. Und ist dabei so geheimnisvoll unwiderstehlich schön wie auf den Fotos jener Jahre. Am 5. Juni feiert sie ihren 75. Geburtstag. Eine Göttin.