
Ministrantinnen der ersten Stunde.
Seit 25 Jahren dürfen Mädchen in der Römisch-katholischen Kirche offiziell ministrieren. Pionierinnen erzählen, was sie zum Dienst am Altar motiviert hat.
„Es war dieses Näher-Dabei-Sein, nicht nur passiv in der Bank zu sitzen“, erzählt Ulrike Rauch-Keschmann. Sie wurde schon Mitte der 1980er Jahre Ministrantin. Also einige Jahre vor der offiziellen Öffnung des Ministranten-Dienstes für Mädchen, als das Ministrieren für Mädchen in der Katholischen Kirche noch keine Selbstverständlichkeit war.
Die Öffnung
Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durften nur geweihte Buben und junge Männer den Dienst am Altar ausüben. Das Ministrieren war mit den „niederen Weihen“ verbunden, die zu bestimmten liturgischen Diensten bevollmächtigten. Mit der Liturgiekonstitution des Zeiten Vatikanischen Konzils (1962 – 1965) Sacrosanctum Concilium bildete sich ein neues Verständnis für die Dienste der Laien – der Nicht-Geweihten – heraus. Damit einher ging auch, dass das Ministrieren neu als „wahrhaft liturgischer Dienst“ bezeichnet wurde, der nicht mehr von der Weihe abgeleitet ist. Mit dieser Erneuerung konnten von nun an auch Burschen und junge Männer ohne Weihe ministrieren.
Der Aufbruch
„Ich habe 1979 mit dem Ministrieren begonnen“, sagt Silvia Fröhlich. Sie ist mit damals 19 Jahren mit ihrer Schwester zum Pfarrer gegangen und hat darum gebeten auch ministrieren zu dürfen. Denn: „In den Nachbarpfarren gab es schon länger Ministrantinnen und ich wollte etwas aktiv in der Messe beitragen“, sagt Fröhlich über ihre Motivation. Ihre Pfarre ermöglichte es Mädchen und jungen Frauen zu ministrieren, obwohl es noch keine offizielle Erlaubnis gab. Trotz öffneten sich in den 1970er und 1980er Jahren immer mehr Pfarren für Ministrantinnen.
Bis zur offiziellen Erlaubnis durch den Vatikan dauerte es noch zwei Jahrzehnte. Am 11. Juli 1992 bestätige Papst Johannes Paul II., dass auch Mädchen den Altardienst verrichten dürfen. Der Papst betonte jedoch: „es werde immer sehr angemessen sein, der edlen Tradition zu folgen, Jungen am Altar dienen zu lassen.“
Die Mädchen
Bis heute meldet die Katholische Kirche einen Zulauf von Buben und Mädchen zum Ministrantendienst. Österreichweit gibt es 45.000 Ministranten, davon 10.000 davon in der Erzdiözese Wien. Laut einer Studie der Katholischen Jungschar sind 54 Prozent der Ministranten weiblich. Dabei wurden Mädchen erst vor 25 Jahren offiziell zum Ministrantendienst zugelassen.
Redakteurin Franziska Lehner hat sich auf die Suche nach den ersten Ministrantinnen Wiens gemacht und drei Frauen gefunden, die schon vor 30 Jahren Ministrantinnen waren.