
Ravel: Daphnis et Chloé.
Michael Gmasz.Interpreten: Les Siècles, Francois-Xavier Roth
Label: harmonia mundi
EAN: 3149020528020
Im Jahr 2003 hat der Dirigent Francois-Xavier Roth in Paris sein Ensemble Les Siècles gegründet. Musik in der Interpretation auf originalen Instrumenten stand und steht dabei im Vordergrund, wobei man sich dabei nicht nur auf die sog. historisch informierte Musizierpraxis des Barock und der Klassik bezieht, sondern auch Werke des 19. und 20. Jahrhunderts spielt. Aber eben auch auf den Instrumenten der jeweiligen Zeit. Jüngst hat sich Roth mit seinem Orchester der ureigensten französischen Musik angenommen, und die Ballettmusik Daphnis et Chloé von Maurice Ravel bei harmonia mundi veröffentlicht.
Nachdem er sich zuletzt mit den großen Strawinsky Balletten Feuervogel, Petruschka und Le Sacre du Printemps auseinandergesetzt hat, die auf Grund ihrer Entstehung und Aufführungsgeschichte auch ein wenig dem französischen Repertoire zuzuordnen sind, ist es diesmal wieder Musik aus Frankreich, die Francois-Xavier Roth seinen Musikerinnen und Musikern von Les Siècles auf die Pulte gelegt hat. Maurice Ravels größt-besetztes Orchesterwerk Daphnis et Chloé, wie die zuvor genannten für Djagilews Ballets Russes komponiert, und 1912, nach dem Feuervogel aber noch ein Jahr vor dem großen Ballettskandal mit Sacre du Printemps unter der Leitung von Pierre Monteux durchaus erfolgreich uraufgeführt.
Trotz der bekannten Perfektionsbesessenheit von Maurice Ravel, liegt gerade dieses Werk nicht als tadellose Partitur vor, sondern strotzt vor Kürzungen, dynamischen Ungenauigkeiten, Weglassungen von Vorzeichen usw. Francois-Xavier Roth hat sich der Herausforderung trotzdem gestellt, und das Originalmanuskript von Ravel genauestens überarbeitet und revidiert und so für sein Ensemble eine „historisch gesicherte“ Fassung erstellt. Die Streicher spielen auf Darmsaiten, was trotz der großen Besetzung einen sehr transparenten Klang erlaubt. Auch die Bläser spielen auf Instrumenten des frühen 20. Jahrhunderts und überzeugen sowohl in sanglichen als auch in den kriegerisch dramatischen Teilen. Mit dem Zug nach vorne entsteht so eine knappe Stunde Musik, die an Spannung kaum zu überbieten ist. (mg)