
Stefan Mickisch ist tot.
Der Pianist und Wagner-Experte Stefan Mickisch ist unerwartet im Alter von 58 Jahren verstorben. Bekannt für seine Einführungsmatinéen und berüchtigt für seine Art, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen – der „Wagner-Maestro“ war sicher kein einfacher Zeitgenosse, für seine Fans war er jedoch ein Genie. Er war es! Die Vermittlung von Musik, insbesondere jener von Richard Wagner und Richard Strauss, war seine große Stärke. 2019 war das Jahr seines 50. Bühnenjubiläums.
Seine Beziehung zu radio klassik Stephansdom ist eine lange. Über Vermittlung von musikalisch interessierten Freunden kam es zum ersten Interview im Zuge eines Wagner-Konzertes 2002 im Brahms-Saal des Wiener Musikverein. Zur 10-Jahr-Feier des Senders musizierte und erklärte Stefan Mickisch 2008 ebenfalls Musik von Richard Wagner: Tristan und Isolde. Geplant war ein Streifzug durch das Werk von Johann Sebastian Bachs mit besonderem Augenmerk auf Tonarten und Rhetorik. Pläne konnten sich mit Stefan Mickisch leicht ändern. Gespräche und Unterhaltungen mit ihm ebenso prägen. Getragen von Humor, Herzlichkeit und großzügigen Einladungen. Er schätzte ehrliche Gesprächspartnerinnen und -partner.
Im Zuge des Wagner-Jahres 2013 war radio klassik Stephansdom zu Gast in seiner Villa in Schwandorf. Es entstand die legendäre Produktion Richard Wagner – Der Ring des Nibelungen – alle 261 Leitmotive – 9 CDs. Es ist die ausführlichste und genaueste musikalische Untersuchung von Wagners „Ring“, die jemals unternommen wurde. Im Radio wurde daraus das Wagner Ring-Journal.
Es folgte Erich Wolfgang Korngolds „Die tote Stadt“ 2016. Die Präsentation im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses im Anschluss an das Konzert war ein für beide Seiten schönes Erlebnis der gegenseitigen Wertschätzung, die bleibt. Danach waren immer wieder Projekte geplant, konnten aber aus diversen Gründen nicht realisiert werden. Im Gespräch waren Webers „Freischütz“, Skrjabin, Reger….
Zuletzt brachte Stefan Mickisch persönlich seine jüngsten CD-Produktionen in den Sender. Diese werden wir nach Abwägung eines passenden Zeitpunktes ausstrahlen. Sie sind sein Vermächtnis.
Ruhe in Frieden, Ruhe im Geist, Maestro.
(c) Ursula Magnes: Aufnahmepause zu „Die tote Stadt“, Erich Wolfgang Korngold, Villa Mickisch Schwandorf, 2016
(c) rkS: v.l.n. r. Martin Macheiner (Cheftechniker rkS), Stefan Mickisch, Ursula Magnes (Musikchefin rkS)
Aula Wiener Konzerthaus, nach dem Konzert „Die tote Stadt“
MICKISCH EINFÜHRUNGEN – Zur Erinnerung haben wir eine Playlist erstellt. Wir freuen uns über jeden Abonnenten und bitte weitersagen
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Bildcredit: Stefan Mickisch © Julia Wesely/Wiener Konzerthaus