
Tanguy de Williencourt.
Monika JarosInsgesamt 15 Transkriptionen hat Franz Liszt im Laufe der Jahre von der Musik seines späteren Schwiegersohnes angefertigt. Die erste Bearbeitung datiert aus dem Jahr 1848, also schon aus der Zeit nach Beendigung seiner Karriere als Starpianist, die letzte entstand 1885, ein Jahr vor seinem Tod. Tanguy de Williencourt will die tiefe Verbundenheit Liszts zu Wagner hörbar machen und stellt wie sein Vorbild die eigene pianistische Meisterschaft völlig in den Dienst der „Musik der Zukunft“. Von innig mystisch über aufwühlend leidenschaftlich bis einfach virtuos grandios reicht dabei die Palette, die der 28jährige Franzose seinem Publikum vor Ohren führt.
Wer Vorurteile gegen Transkriptionen hegt, darf sich zumindest bei einem Stück der Gewissheit überlassen, dass Richard Wagner nichts gegen diese Art von Huldigung hatte. In einem Brief teilte er Liszt mit, er habe sich in den Jahren, als er an der Ouvertüre zum „Tannhäuser“ arbeitete, immer wieder die Frage gestellt, ob er sie je von Liszt gespielt hören würde… nun erfülle sich dieser Wunsch – es sei also möglich, Liszt sei alles möglich! Liszt selbst glaubte, dass nur wenige Interpreten den technischen Schwierigkeiten dieser Bearbeitung gewachsen sein würden, da diese von Arpeggien über die gesamte Breite der Klaviatur, Tremoli und wechselnden Oktaven nur so strotzt. Tanguy de Williencourt lässt das Virtuosenzeitalter gekonnt aufleben. Große Oper für Klavierliebhaber.