MAG. MICHAELA NECKER

Sozialer Weitblick

Mich hat es immer beeindruckt, wie in Afrika Radio gemacht wird. Viermal war ich bereits für radio klassik auf diesem bunten Kontinent, und in beinahe jedem Land durfte ich einmal eine Radiostation besuchen. Mit den einfachsten Mitteln wurde Großes geleistet. Das hat mich als Journalistin motiviert, dasselbe bei mir zuhause zutun. Mein Themenbereich war und ist die Sozialberichterstattung. Ich möchte den Finger auf offene Wunden legen, die Dinge ins Licht rücken, über die sonst Gras wächst. Begonnen habe ich bei 107,3 im Jahr 2002, als ich mich mitten im Studium der Theaterwissenschaften und Publizistik befand. So konnte ich der Theorie die Praxis beisteuern. Meine Leidenschaft gilt dem Tanz und Theater. Gerade in der Radioarbeit kann ich mich auch künstlerisch ausleben. Ich arbeite mit meiner Stimme und bin Dramaturgin bei der Gestaltung von Reportagen. Eine Sendung ist wie ein akustisches Bild, gemalt in den schillerndsten und oft düstersten Farben. Letztere dominieren in meinen Sendungen über den Bürgerkrieg in Liberia, Westafrika, wo ich kurz nach dessen Ende war. Oder wenn es um die ausweglos erscheinende Situation im Nahen Osten geht. Die Mauer zwischen Palästinensern und Israelis, auch jene im Kopf, ist mir noch in Erinnerung. Ebenso die Reise in die Republik Moldau, das Armenhaus Europas. Dort konnte ich zu einem brisanten Thema recherchieren, dem Frauenhandel. Ein unvergessener Besuch bleibt jener im Hochland von Oaxaka, Mexiko, bei den Kaffeebauern. Ichkonnte begreifen, wie wichtig der faire Handel für diese Menschen ist. Und wie wichtig es für eine Journalistin ist, dort hinzuschauen, wo andere wegschauen.