
The London Connection.
Michael Gmasz.Interpret: Dejan Lazić, Netherlands Chamber Orchestra, Gordan Nikolić
Label: Onyx
EAN: 880040418726
The London Connection ist keine Neuauflage eines Spielfilmklassikers der 70er Jahre im England unserer Zeit, sondern so lautet der Titel der aktuellen CD des Pianisten Dejan Lazić. Was in diesem Fall Beethoven, Clementi und Cramer mit der englischen Hauptstadt zu tun haben, erklärt auch heute wieder Michael Gmasz.
Man könnte sie beinahe verwechseln, die beiden Musiker, die Ludwig van Beethoven zur Komposition seines Violinkonzertes bzw. dessen Umarbeitung in ein Klavierkonzert angeregt haben. Erster war ein gewisser Franz Clement, damaliger Orchesterdirektor des Theaters an der Wien – Zweiter war Muzio Clementi, Pianist, Komponist und vor allem Verleger und Klavierbauer. Clementi hatte die englischen Verlagsrechte an Beethovens Violinkonzert erworben und den Komponisten auch dazu beauftragt, dieses Werk in die Fassung für Klavier umzuarbeiten. Er selbst, der schon 1785 seinen Wohnsitz nach London verlegt hatte, schrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts ebendort eine Sammlung von drei Klaviersonaten, die er unter „Opus 40, Buch 1“ veröffentlichte. Und schließlich noch Johann Babtist Cramer, ein Schüler Clementis und Freund Beethovens, der beinahe sein gesamtes Leben in London verbracht hatte und dort als John Cramer seine Sonate in E-Dur op. 62 bei der Royal Harmonic Institution veröffentlicht hat.
Dejan Lazić bringt auf seiner CD London Connection die drei Komponisten zusammen und eröffnet mit seiner Sicht auf Beethovens großes Op.61a. Es ist notwendig, übliche Hörgewohnheiten abzulegen, wenn nach den berühmten Paukenschlägen und der Exposition plötzlich ein Klavier mit den Oktavsprüngen einsetzt – aber Lazić macht von Beginn an klar, hier erklingt ein eigenständiges Werk für Klavier und kein matter Abklatsch eines Violinkonzertes. Dass auch Beethoven das so gesehen haben mag, beweist die Tatsache, dass er für die Klavierfassung Original-Kadenzen komponiert hat, die es bekanntlich für das Violinkonzert nicht gibt. Seine wahre Kunst als Pianist kann Dejan Lazić dann aber vor allem allein bei Clementi und Cramer ausspielen, wenn er seinen Steinway D in unterschiedlichsten Farben und Schattierungen erstrahlen lässt. (mg)