
OnAir-Führung: Das Theatermuseum.
Das Wiener Palais Lobkowitz, das heutige Theatermuseum, wurde unter dem kunstsinnigen Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz zu einem Zentrum des Wiener Musiklebens. Es führt Sie Karin Mörtl, Leiterin der Kulturvermittlung.
Das Theatermuseum
Im barocken Palais Lobkowitz nahe der Hofburg sind die Sternstunden des Bühnenzaubers für immer festgehalten: Über 1.000 Bühnenmodelle, 600 Kostüme und Requisiten aus drei Jahrhunderten, mehr als 100.000 Zeichnungen und Grafiken sowie mehr als 700.000 Theaterfotos zählen zum Bestand des Museums. Zu den ungewöhnlichsten Schätzen des Hauses gehören die ausdrucksvollen Stabpuppen des Jugendstilkünstlers Richard Teschner, einschließlich seines fantastischen „Figurenspiegels“.
Das Theatermuseum im Palais Lobkowitz ging 1991 aus der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek hervor. Diese Sammlung wurde zwar erst 1922 gegründet, doch die Vorstufen systematischer Sammeltätigkeit diverser Theatralia an der Hofbibliothek reichen bis in die Barockzeit zurück: So wurde beispielsweise im 1726 erbauten Bibliothekssaal („Prunksaal“) die sogenannte „Festliteratur“ – reich illustrierte Berichte über pompöse Festivitäten an herrschaftlichen Höfen – bereits geschlossen aufgestellt.
Sehenswertes:
Beethoven-Jahr
Der Fürst war nicht nur einer der wichtigsten Förderer Beethovens, er war diesem auch freundschaftlich verbunden. Beethoven musizierte regelmäßig im Haus am Lobkowitzplatz und widmete seinem Mäzen mehrere Kompositionen.
Unter anderem seine 3. Sinfonie, die sogenannte „Eroica“, der zu Ehren der Festsaal des Palais heute den Namen „Eroica-Saal“ trägt.
Der Eroica-Saal erhielt sein heutiges Aussehen zwischen 1724 und 1729. Der damalige Hausherr, Gundacker Graf von Althan, beauftragte den Direktor der Akademie der bildenden Künste in Wien, den Niederländer Jacob van Schuppen, mit der figuralen Bemalung der Decke des Festsaales.
Bilder: Theatermuseum © KHM-Museumsverband
Nuda Veritas
Gustav Klimt und Hermann Bahr
Gustav Klimts berühmtes Gemälde Nuda Veritas (1899) kam über den Nachlass Hermann Bahrs (1863–1934) in das Theatermuseum. In ungeschützter Frontalität fordert die Nackte Wahrheit den Betrachter heraus. Der vorgehaltene Spiegel wird zur programmatischen Haltung.
Groteske Komödie
Im Wien des 17. Jahrhunderts begeisterte vor allem ein Künstler die Theaterwelt: der am Kaiserhof tätige Theateringenieur Lodovico Ottavio Burnacini (1636–1707). In seinen farbenprächtigen „Grotesken“ und Commedia dell’arte-Entwürfen vermischen sich fantasievoll Visionen der Hölle mit den bunten Farben von Straßenszenen und Fasching.
Richard Teschners Figurenspiegel
Tatsächlich war Richard Teschners (1879 bis 1948) symbolistisches Figurentheater, in dem sich das Entrückte mit kühner technischer Innovation verschränkte, die Sublimierung einer ungewöhnlichen künstlerischen Laufbahn.
Das Theatermuseum besitzt als einen seiner zentralen Sammlungsbestände den Nachlass Teschners und widmet dem „Magier von Gersthof“ und den herausragendsten Objekten, darunter der legendäre Figurenspiegel, zwei Schauräume.
Spielräume – Bühnenformen im Modell
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die unterschiedlichsten Formen von Bühnen- und Zuschauerräumen. Je nach Epoche und Weltbild sind Stellenwert und optische Gestaltung der Theaterräume mannigfaltig:
Im Mittelalter bilden sakrale oder profane Orte die Spielbühne, auf der Zuschauer und Darsteller gemeinsam agieren. Das Kirchenschiff oder der Marktplatz kennzeichnen die Spielorte, zu denen Publikum und Darsteller gemeinsam ziehen, um der meist liturgischen Handlung zu folgen
Bilder: © Theatermuseum, Wien