
Töchter Söhne
Franziska LehnerSind die „Töchter, Söhne“ noch immer ein Aufreger oder bereits Normalität? Fünf Jahre nach den Textänderungen fragt Redakteurin Franziska Lehner nach dem Sinn und Grund für geschlechtergrechte Sprache.
Die ehemalige Frauenministerin Maria Rauch-Kallat hat die geschlechtergerechte Änderung der Bundeshymne im Sommer 2011 ins Rollen gebracht. Die „Töchter“ wurden im österreichischen Nationalrat heftig debattiert. Einige ÖVP-Abgeordnete hatten im Nationalrat mit Dauerreden einen letzten Auftritt Rauch-Kallats im Plenum verhindert, nachdem die ÖVP-Frauen den Antrag an der Klubführung vorbei mit den Kolleginnen von SPÖ und Grünen verfertigt und im Plenum eingebracht hatten.
Am 7. Dezember 2011 wurde im Nationalrat ein gemeinsamer Antrag von SPÖ, ÖVP und Grünen angenommen und der Weg für die Töchter in der Hymne geebnet.
Die Änderungen
Seit 1.1.2012 wird statt „Heimat bist du großer Söhne“ in Strophe eins „Heimat großer Töchter und Söhne“ gesungen. Eine weitere Änderung gab es in der dritten Stufe. Dort wurden die „Bruderchöre“ durch „Jubelchöre“ ersetzt. Der ursprüngliche Text stammt von Paula von Preradovic und die Melodie aus der Freimaurerkantate aus dem Jahr 1791.
Ein radio klassik Stephansdom Schwerpunkt rund um spannende Frauen und deren Leben.
„Das eigene Geschlecht prägt die Identität noch mehr als Nationalität oder Ethnizität“, sagt Religionswissenschaftlerin Theresia Heimerl. Dazu kommt die Angst vor verschwimmenden Geschlechtergrenzen und die Unsicherheit, wenn Mann und Frau sich verändern, meint GenderwissenschaftlerInnen Doris Ingrisch. „Kinder haben das Problem noch nicht“, sagt Maja Kostic-Vorpagel. Die Musiklehrerin unterrichtet in einer Volksschule im 22. Bezirk in Wien. Dort wären Unterschiede in Hautfarbe, Religion oder Geschlecht noch kein Thema. „Das kommt leider erst mit dem Erwachsenwerden“, sagt Kostic-Vorpagel.
Zum Weiter- und Nachhören
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- Chefin, Frau und Religion. Wie stehen Christentum, Judentum und Islam zu Frauen? Eine Reportage von Franziska Lehner.
- Maria Schiestl. Lebenswege einer 64-jährige Tirolerin in Kenia. Eine Sendung von Stefan Hauser.
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Die Grenzgängerin. Über die Künstlerin Marie Thérèse Escribano. Eine Porträtsendung, gestaltet von Gerlinde Wallner. Fr, 10.März 2017, 17:30 und So, 12.März 2017, 17:30.