
Prälat-Ungar-Preis für radio-klassik-Redakteurin!
„Auszeichnung für sozialen Journalismus.“
Er gilt als einer der renommiertesten Medienpreise – der Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis. Radio klassik Stephansdom-Redakteurin Gerlinde Petrić-Wallner ist gestern Abend, am 13. November 2019, mit dem Hauptpreis in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet worden. Verliehen bekommt sie die Auszeichnung für ihre Passionswege-Sendung zum Thema Maßnahmenvollzug, mit dem Titel: „Ich kann Ungerechtigkeiten nicht leiden“. Die Anerkennungspreise in der Kategorie Hörfunk gingen an Lukas Tremetsberger (Ö1), Kathrin Wimmer (Ö1) und Christine Pramhas (Ö1).
Ausgezeichnet werden mit dem Preis laut Caritas „herausragende journalistische Leistungen, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinandersetzen“. Es ist mit insgesamt 20.000 Euro der höchstdotierte Journalistenpreis Österreichs.
Erzählt wird in der prämierten Passionswege-Sendung die Geschichte von Markus Drechsler. Mehr als fünf Jahre seines Lebens hat Drechsler im Gefängnis verbracht. Den Großteil davon im Maßnahmenvollzug, der „Sonderanstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher“ – und: „Unschuldig“, wie er sagt. Wer hier hineinkommt, kommt nur schwer wieder heraus. Denn wer als „geistig abnormer Rechtsbrecher“ gilt, kann auf unbestimmte Zeit „verwahrt“ werden. Die Verurteilten bleiben in Haft, obwohl ihre Strafe längst getilgt ist. Heute kämpft Markus Drechsler um Gerechtigkeit und seine Rehabilitation.
Die Jury begründete ihre Entscheidung mit den Worten: „Petrić-Wallners Bericht ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt – über ein System, das Resozialisierung fördern sollte, im Fall des Hauptdarstellers – und wohl nicht nur in seinem – aber versagt hat und höchst reformbedürftig erscheint. Und eine Geschichte, die zeigt, wie absurd übel einem das Leben mitspielen kann.“
Hier die prämierte Passionswege-Sendung zum Nachhören
(Erstausstrahlung: 23. März 2019):
Der Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis wird jährlich von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben – gestern zum bereits 16. Mal. Die Preisverleihung fand in der Brunnenpassage am Yppenplatz in Wien statt. Caritas-Präsident Michael Landau erinnerte in seiner Rede daran, dass in vielen Ländern Europas freie Medien heute wieder zu Feinden des Volkes erklärt würden. Auch sei die Rede von Fake News längst kein Thema mehr, das nur an den Rändern des Meinungsspektrums zu finden sei. Landau appellierte daher an die Vertreter der Medien „aufklärerisch im besten Sinn zu wirken“.
Vergeben wurde der Preis neben Hörfunk in drei weiteren Kategorien:
In der Kategorie Print wurde Laura Fischer für den Datum-Beitrag „Alinas Verwandlung“ ausgezeichnet, der die islamistische Radikalisierung junger Menschen in Österreich am Beispiel einer jungen Frau nachzeichnet.
Preisträgerinnen in der Kategorie TV sind Sonja Hochecker und Andrea Poschmaier für „Odyssee durch Europa – Afghanen zwischen Asyl und Abschiebung“, die im ORF-Magazin „Thema“ ausgestrahlt wurde.
In der Kategorie Online prämierte die Ungarpreis-Jury Olivera Stajić von derstandard.at für ihren Blog „Gemišt“ und ihren Beitrag zur Debatte zu Österreich als Einwanderungsland.
WIR GRATULIEREN ALLEN PREISTRÄGERN UND -INNEN HERZLICH!
Die Jury setzte sich aus unabhängigen Journalisten und Journalistinnen zusammen: Irene Brickner, Ingrid Brodnig, Florian Klenk, Cornelia Krebs, Roland Machatschke, Andrea Puschl und Susanne Scholl.
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Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis
Verein SIM – Selbst- und Interessensvertretung zum Maßnahmenvollzug