
Waltzes and Hungarian Marches.
Michael Gmasz.Interpreten: István Kassai, György Lázár
Label: Naxos
EAN: 747313430772
Wenn es um Wiener Tanzmusik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geht, sind es vor allem die großen Namen wie Strauß, Lanner, Ziehrer und Lehár, die einem in den Sinn kommen. Dass es aber auch hier viele andere gegeben hat, liegt auf der Hand. Einer von diesen, dessen Musik erst in den vergangenen Jahren wiederentdeckt wurde, war der Adelige und Diplomat Imre Széchényi, dessen Klaviermusik Michael Gmasz auf unserer CD der Woche empfiehlt.
Aufgewachsen ist Imre Széchényi am österreichischen Kaiserhof, seine Spielgefährten waren keine Geringeren als die späteren Kaiser Franz Josef 1. Von Österreich und Maximilian von Mexiko. Széchényi selbst trat in den diplomatischen Dienst ein und wurde nach Aufgaben in Rom, Frankfurt, Brüssel, Stockholm, St. Petersburg, Paris und Neapel schließlich Botschafter von Österreich-Ungarn in Berlin. Bei diesen Stationen lernte er u.a. in Petersburg Johann Strauß Sohn kennen, er pflegte aber auch freundschaftliche Beziehungen zu Franz Liszt, dem Cellisten Heinrich Grünfeld oder dem Geigenvirtuosen Ede Reményi. Mit seinen eigenen Kompositionen war Széchényi also fest verankert im Musikleben seiner Zeit.
Dass seine Musik jetzt wieder erklingt ist seinem Urgroßneffen Kálmán Széchényi zu verdanken, der beim Studium der Tagebücher seiner Urgroßmutter Hinweise auf das Notenmaterial entdeckt hat so dass dieses schließlich in diversen Musikarchiven aufgestöbert werden konnte. Nach einer ersten Aufnahme mit Orchesterwerken sind nun bei Naxos Walzer und ungarische Märsche für Klavier solo bzw. Klavier zu vier Händen erschienen. István Kassai und György Lázár spielen dabei auf einem historischen Bechstein Flügel von 1908 und es sind zu einem guten Teil wahre Preziosen, die hier wieder ans musikalische Tageslicht befördert wurden. Bezaubernde und originelle Walzerketten, lebendige Märsche und Csárdás-Melodien mit ungarischem Kolorit und flotte Galopps, die nun erstmals auf CD zu hören sind. Eine eindeutige Empfehlung zur Repertoireerweiterung in Sachen Salon- und Tanzmusik des 19. Jahrhunderts! (mg)