Rezensionen

Ariadne auf Naxos an der Wiener Staatoper.

22. Januar 2024, 08:20 Uhr

(c) Wiener Staatsoper

Gestern (21.1.2024) wurde Ariadne auf Naxos von Richard Strauss für drei Vorstellungen wieder in den Spielplan der Staatsoper aufgenommen. Der radio klassik Stephansdom Opernexperte Richard Schmitz berichtet:

Die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf hat mir schon im Dezember 2012 gefallen. Damals stand die Neuinszenierung im Gedenken an Lisa della Casa und war eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen. Sie hat seither nichts von ihrem Charme verloren. Die Idee die Schwärmerei des jugendlichen Komponisten für Zerbinetta in der Oper fortzusetzen, gefällt mir sehr gut, weil damit die Schlusspointe der Zerbinetta eine tiefere Bedeutung bekommt; nicht nur Ariadne ist bereit zu einer neuen Liebesbeziehung sondern auch sie selbst küsst den Komponisten.

Die Bewegungschoreographie der Sänger war fein auf die Musik von Richard Strauss abgestimmt. Die im Vorspiel angekündigten Gäste des reichen Mannes blieben der Vorstellung fern. Offenbar waren sie nur wegen des Feuerwerks gekommen. Die Idee nach einer Oper ein Feuerwerk abzubrennen wird heutzutage weitergeführt. Nur muss man in Mörbisch und St.Margarethen die Oper oder das Musical vorher durchsitzen.

Geblieben aus der Inszenierung von 2012 ist die großartige Krassimira Stoyanova in der Titelrolle.  Die großen melodischen Bögen und die tiefe Todesbereitschaft werden bei ihr zum Ereignis. Daniel Frank muss die Rolle des Bacchus noch in sich aufnehmen, wenn er die Strahlkraft der Stoyanova erreichen will. Gestern war er noch recht statisch. Tara Erraught überrascht als Komponist mit großen Tönen und schönen Steigerungen. Sarah Aristidou erntete für die Ansprache der Zerbinetta zurecht Szenenapplaus. Maria Nazarova, Christina Bock und Jenni Hietala wiegten sich als Najade, Dryade und Echo wie auch im Text vorgesehen. Wohlklang pur! Clemens Unterreiner, Carlos Osuna, Hiroshi Amako und Ilja Kazakov bringen routiniert Ihre Pointen auch beim Rollerfahren zielsicher an.  Adrian Eröd als Musiklehrer, Norbert Ernst als Tanzmeister und Marcus Pelz als Lakai sind auf hohem Niveau unterwegs. Hans Peter Kammerer ist mir in der Sprechrolle des  hochnäsigen Haushofmeisters etwas zu sympathisch. Von meinem Platz konnte ich die Arbeit von Mario Pasquariello, dem Maestro Suggeritore  beobachten. Die Sänger konnten sich auf seine Einsätze verlassen.  Da  konnte sich der Dirigent Michael Boder mehr dem fulminant aufspielenden Staatsopernorchester widmen. So ist ein musikalisch hinreißender Abend entstanden, der sich einen längeren Applaus verdient hätte. So hingebungsvoll hört man Richard Strauss nicht oft.

Wertnote: 8,7/10 Punkten

 

© Richard Schmitz