CD der Woche

Bryn Terfel: Sea Songs.

10. Februar 2024, 07:35 Uhr

(c) Deutsche Grammophon

CD der Woche, 10. Februar 2024

Interpret: Bryn Terfel, Calan, Sting, Kennlyside
Label: Deutsche Grammophon
EAN: 028948648849

Demnächst ist Bryn Terfel wieder als Richard Wagners Fliegender Holländer am Royal Opera House Covent Garden in London zu erleben. Eine Paraderolle für den walisischen Bassbariton. Um die Seefahrt geht es auch in seinem jüngsten Studioalbum „Sea Songs“, nur deutlich entspannter als auf der Opernbühne. Der begeisterte Sportfischer Bryn Terfel hat mit prominenten Kollegen in seiner walisischen Heimat in einer umgebauten Kapelle in Pentrych bei Cardiff „salzwassergetränkte Volkslieder“ aufgenommen.

„Der Ruf des Meeres ist unwiderstehlich“, schreibt Bryn Terfel zu seinem neuen Album „Sea Songs“. Das gilt auch für die Liedtradition seiner Heimat Wales. Für die Aufnahme der Shantys und Seemannslieder aus nah und fern hat er sich eine illustre Gästerunde eingeladen. Zu hören ist die walisische Singer-Songwriterin Eve Goodman, Bariton Simon Keenlyside, die legendären Fisherman’s Friends aus Cornwall sowie die walisische Folkband Calan. Bandmitglied und Edel-Fiddler Patrick Rimes hat die 17 ausgewählten Lieder arrangiert. Mit viel Geschmack und in unterschiedlichsten Besetzungen, was das Hören am Stück sehr abwechslungsreich macht.

Bryn Terfel ist ein Meister des Geschichtenerzählens. Es geht um Wehmut, ausgelassene Trinkgelage nach harter Arbeit, Liebe, Freundschaft und die großen Abenteuer auf See. Ob in „Drunken Sailor“ mit Simon Keenlyside, „Whisky, Johnny!“, „The Green Willow Tree“ mit Sting oder dem wohl bekanntesten Traditional „Sloop John B“ mit den legendären Fisherman’s Friends. Immer entstehen durch die sprachliche Ausdruckskraft sowie den nach wie vor unverkennbaren Charme seines Timbres kleine Szenen aus dem Leben der Seeleute. Das mit Sicherheit kein Einfaches war. Wer mit dem Repertoire noch wenig vertraut ist, findet im CD-Beiheft kurze Einführungen über Entstehung und Inhalt der Lieder. Was gerade beim bretonischen Lied über die Schönheit der Insel Groix und dem Gebet eines Seemanns in der alten Norn-Sprache sehr hilfreich ist.

Schön, dass Bryn Terfel fünf Jahre nach dem Album „Dreams and Songs“ wieder ins Studio gefunden hat. Wer weiß, vielleicht hätte der geplagte Fliegende Holländer genau diese Art von Musik gebraucht, um seinen Frieden zu finden. Ohne Pathos und mit ganz viel vokaler Herzenswärme. (UM)