Rezensionen

Das Phantom der Oper.

16. März 2024, 10:40 Uhr

(c) VBW Deen van Meer

Nach 36 Jahren ist das Musical "Das Phantom der Oper" nach Wien zurückgekehrt. Am Freitag (15. März 2024) fand sich das Publikum im Raimund Theater ein, um die mit Spannung erwartete Neuinszenierung  zu erleben. Nach umjubelten Erfolgen in Großbritannien, den USA und Australien war es die erste Aufführung im deutschsprachigen Raum.

Am Beginn sehen wir eine Auktion und dann beginnt die Rückblende auf die Bühne der Pariser Oper, der Opéra Garnier im Flair der Jahrhundertwende. Wir nehmen Teil an den Proben und opulenten Vorstellungen, Szenen auf einer abgenutzten Hinterbühne, in der Ballettgarderobe und im altmodischen Büro. Die Handlung führt uns ebenso in eine mystische Unterwelt, zu der man nur über einen schwindelerregender Abstieg gelangt. Die Treppen erscheinen wie aus dem Nichts. Das kontrastreiche Bühnenbild wechselt zügig von Szene zu Szene.  

Im Zentrum der Geschichte steht die Beziehung der jungen Sängerin Christine Daaé zu ihrem Verlobten Raoul und zum Phantom der Oper, einem missgestalteten genialen Mann, der sie liebt und von ihr besessen ist. Er lebt im Untergrund der Oper und  terrorisiert die Menschen. Immer wieder ist seine unheimliche Stimme aus dem Off zu hören, sie kommt jedes Mal aus einer anderen Ecke des Saales und lässt einen "sich umstellt fühlen". Er macht eine seiner Drohungen wahr und lässt den Kronleuchter spektakulär von der Decke krachen und Blitze spucken. Der Luster kommt auf halber Höhe über dem Publikum zum Stillstand.

Anton Zetterholm als Phantom lässt Verzweiflung, Bedrohlichkeit und Liebe spüren. Lisanne Veeneman ist ideal besetzt für die stimmlich fordernde Rolle der jungen Christine und Roy Goldman ist ein hingebungsvoller und selbstbewusster Raoul. Genannt sei auch Milica Jovanović, souverän als exaltierte Primadonna Carlotta. Alle DarstellerInnen sowie Ballett und Chor agieren auf höchstem Niveau.

 Die Musik von Andrew Lloyd Webber bringt die Romantik, die Dramatik und das schaurige Geschehen mit großer Orchesterbesetzung zur Geltung, mal imposant und laut, mal lyrisch. Der Erfolg ist vorgezeichnet, nicht nur durch die ungebrochene Beliebtheit des Musicals und den Kartenverkauf von 120.000 Stück im Vorfeld, sondern auch durch die gelungene Wiener Neuinszenierung von Seth Sklar-Heyn. Das Premierenpublikum zeigte sich enthusiastisch. (LB)