Rezensionen

Death in Venice.

8. Oktober 2021, 08:20 Uhr

© Neue Oper Wien.

Die Neue Oper Wien brachte gestern Benjamin Brittens letzte Oper „Death in Venice“ in der Halle E des Museumsquartiers zur Aufführung. Das Werk folgt der Novelle „Tod in Venedig“ von Thomas Mann. Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.

Nicht zu Unrecht wird das Werk auch als „Konzert für Tenor und Orchester“ bezeichnet. Deshalb wurde der gestrige Abend auch eine Huldigung an den Charaktertenor Alexander Kaimbacher, der hier alle seine Qualitäten ausspielen kann. Eine imponierende Leistung ! Er gestaltet die Wandlung des selbstkontrollierten Dichters Aschenbach zum homophilen, todesbereiten leidenschaftlich Liebenden überzeugend. Die Götter Apollo und Dionysos spielen in dieser Inszenierung mit, Vernunft steht gegen Leidenschaft.

Neben Kaimbacher steht auch Andreas Jankowitsch, wie vom Komponisten vorgesehen, in vielen kleinen aber wichtigen Rollen sehr oft auf der Bühne. Er chargiert vom rätselhaften Gondoliere, über einen komischen Friseur und den Hoteldirektor zum schlussendlich siegenden Dionysos mit großer Wandlungsfähigkeit. Den Apollo singt der Countertenor Ray Chenez. Dass er am Ende den schönen polnischen Knaben Tadzio erschießt, steht nicht im Libretto. Das ist aber die einzige Veränderung die der Regisseur Christoph Zauner sich herausgenommen hat.  Offenbar will er Dionysos nicht den Triumph gönnen. Mit geschickter Kostümwahl werden unterschiedliche Szenenbilder beschwören. Christof Cremer sorgt für Bühnenbild und Kostüme. Die stumme Rolle des Tadzio wird von Rafaèl Lesage bravourös gespielt. Auch die übrigen 37 Rollen werden von 18 Sängerinnen und Sängern und 8 Schauspielerinnen und Schauspielern gekonnt zum Leben erweckt.

Der Wiener Kammernchor und das Tonkünstlerorchester Niederösterreich steuern unter der bewährten Leitung von Walter Kobéra die Musik bei.

Im Ganzen ein etwas überlanger Abend. Die Durchschlagskraft eines „Peter Grimes“ ist diesem Opus nicht zu eigen.

Es gab herzlichen Applaus.

Wertnote: 7,8