CD der Woche

Der Tod und das Mädchen & Songs

24. Juni 2023, 07:30 Uhr

Interpreten: Goldmund Quartet
Label: Berlin Classics
EAN: 885470029627

Jedes junge Streichquartett wagt sich meist gleich zu Beginn an die großen Werke von Franz Schubert. Für viele überhaupt erst einer der Gründe, Streichquartett zu spielen. Auch das Goldmund Quartet hat von Anfang an die Musik Schuberts gespielt, sich jedoch erst 12 Jahre nach seiner Gründung getraut, damit ins Studio zu gehen. Gut Ding braucht eben Weile, haben sich die vier Herren gedacht. Und ein gut Ding ist es auch geworden, das Schubert Debüt. Mehr dazu von Michael Gmasz.

Der Tod und das Mädchen & Songs, das ist der Titel des ersten Schubert Albums des Goldmund Quartets und er verrät, was uns als Zuhörer erwartet. Im Zentrum der CD steht das große d-Moll Streichquartett Nr. 14 D 810 von Franz Schubert, das nach dem, dem zweiten Satz zu Grunde liegenden Lied, Der Tod und das Mädchen beueichnet wird. Doch zuerst wird man gleich bei den ersten rasanten Triolen der Erlkönig Bearbeitung von Jakob Encke in dieses Album hineingezogen. Fast wie bei Ernsts virtuoser Sologeigenversion, nur noch intensiver. Ebenfalls für Streichquartett arrangiert, das Lied Der Tod und das Mädchen, das uns gleichzeitig zum programmatischen Höhepunkt dieser CD führt.

Das Goldmund Quartet setzt die ersten Takte des d-Moll Streichquartetts quasi als Prolog voran, vergleichsweise frei im Tempo, nur um dann ordentlich Fahrt aufzunehmen und akzentuiert und dynamisch fein abgestimmt so richtig in diesen ersten Satz einzutauchen. Der Zweite, der Variationensatz, fällt in dieser Aufnahme überraschend zügig aus. Überraschend auch deswegen, weil die Liedbearbeitung zwei Tracks zuvor um ein Drittel langsamer gespielt wird. Vor allem spielt das Goldmund Quartet den Beginn des Satzes nicht so orgelgleich blutleer, wie er bei vielen anderen Aufnahmen ausfällt. Hier darf es klingen und es darf vor allem auch vibriert werden! Nach einem kräftigen Scherzo jagen einander die vier Musiker des Goldmund Quartets durch den finalen Prestosatz. Auch eine sehr eigene Betrachtung, in der immer wieder willkürliche, kurze Gedankenpausen gesetzt werden, wie sie in den Noten nicht zu finden sind, aber durchaus logisch wirken. Drei weitere gelungene Liedbearbeitungen, nämlich Frühlingstraum, Ständchen und Ellens dritter Gesang, ergänzen das Programm. Das Goldmund Quartet hat sich lange Zeit gelassen, um seinen eigenen Schubert zu finden – aber das ist absolut gelungen! (mg)