Rezensionen

Derniere von Candide.

5. Februar 2024, 08:20 Uhr

Ben McAteer (Dr. Pangloss/Martin), James Newby (Maximilian/Tsar Ivan), Nikola Hillebrand (Cunegonde), Matthew Newlin (Candide), Tatiana Kuryatnikova (Paquette)
© Werner Kmetitsch/TAW

Am Samstag (3.2.204) fand im MuseumsQuartier, aktuelle Spielstätte des MusikTheater an der Wien, die letzte Aufführung von Leonard BersteinsCandide statt. Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.

Die beste aller Welten gibt es nicht. Die Welt ist, wie sie ist. Der optimistische Held Candide muss vielerlei erleben bis er zu dieser Erkenntnis kommt. Matthew Newlin steht das auch stimmlich bravourös durch. Nikola Hillebrand spielt und singt die genusssüchtige Cunigonde. Die große Koloraturarie musste sie singen, während sie von mehreren Männern sexuell bedrängt wird. Eine beeindruckende Leistung. Ben McAteer macht aus dem Dr. Pangloss eine überlegene Figur, deren Optimismus durch nichts zu brechen ist. Das übrige Ensemble ist auch in der Derniere voll bei der Sache. Zum Ereignis wird das Werk durch das ORF Radio Symphonieorchester Wien. Es kann die Anforderungen von Chefdirigentin Marin Alsop mühelos erfüllen. Schönheit, Rhythmik und Prägnanz hat Frau Alsop ja direkt bei Leonard Bernstein gelernt.

Ich war skeptisch, als die Regisseurin Lydia Steier ankündigte, diesen Operetten-Musical-Zwitter als Revue inszenieren zu wollen. Es geht ja um das brennende Problem der Gegenwart: Kann man in dieser Welt noch den Optimismus erhalten? Ich wurde angenehm überrascht. Über die Katastrophenszenen: Erdbeben, Syphilis, Verarmung, Schiffbruch, Mord oder Autodafé wurde kein Revuezucker gegossen. Sie finden durchaus realistisch statt. Die Gehenkten baumeln vom Galgen. Die Intention Voltaires bleibt auch in dieser Slapstick-Inszenierung erkennbar. Vincent Glander sorgt als Erzähler dafür, dass die Handlung durchschaubar bleibt. Unglaublich, was Momme Hinrichs für das Bühnenbild in dieser technisch unzulänglichen Halle herausholt. Viel jubelnde Zustimmung im voll besetzten Haus. Hoffentlich kommt diese Produktion wieder. Auf DVD und in den elektronischen Medien würde sie sicher ihren Weg machen. Bis jetzt gibt es ja nur die konzertante Fassung mit dem Komponisten Leonard Bernstein.

Wertnote: 8,5/10 Punkten.

Liebe Hörerinnen und Hörer ! zuletzt eine Bitte in eigener Sache. Wenn sie meine Rezensionen noch lange hören wollen, dann sollten sie radio klassik Stephansdom unterstützen. Treten sie dem Kreis der Förderer bei, die zumindest € 1,- pro Tag (also € 366.- im Jahr) spendieren. Ich bin sicher, sie werden das für die Erhaltung des privaten österreichischen Klassiksenders in Wien aufbringen. 

radio klassik Stephansdom braucht Sie jetzt dringend!

Mit nur 1 Euro am Tag retten Sie das Überleben Ihres Klassiksenders.
Sowie den Arbeitsplatz von Menschen, die täglich für Sie Radio machen - mit höchster Qualität und Begeisterung.


Spenden Sie bitte jetzt! Jeder Betrag zählt. 
www.radioklassik.at/spenden