CD der Woche

Die Blaue Stunde.

20. April 2024, 07:25 Uhr

Aparté

CD der Woche / KW 16 / 20. April 2024

Interpreten: Quatuor Zahir
Label: Aparté
EAN: 5051083198448
 

Das Saxophonquartett Quatuor Zahir hat sich 2015 am Pariser Konservatorium gegründet und schon nach drei Jahren den Internationalen Kammermusikwettbewerb im japanischen Osaka gewonnen. Seitdem verfolgen die vier Saxophonisten Guillaume Berceau (Sopransaxophon), Étienne Boussard (Altsaxophon), Florent Louman (Tenorsaxophon) und Joakim Ciesla (Baritonsaxophon) eine internationale Karriere und haben mit „L’Heure Bleue“, die Blaue Stunde, beim Label Arpaté ihre zweite CD vorgelegt.

Es ist unüberhörbar, dass das Quatuor Zahir auch beim Quatuor Ébène am Pariser Konservatorium studiert hat. Vier Saxophone mit einem solch samtenen Klang sind gewiss kein Zufall. Das Saxophonquartett verfügt über feinste Streichquartetttugenden im Zusammenklang, in der Phrasierung und im Sprechen der Musik. Die Tessitura der vier Instrumente klanglich so ineinander verschmelzen zu lassen, bringt einen gedanklich tatsächlich in eine verklärt klare Stimmung der Blauen Stunde, dem so besonderen Licht der Abenddämmerung.

Das gewählte Repertoire ist durchwegs Französisch, Transkriptionen impressionistischer Ohrwürmer wie Maurice Ravels „Pavane für eine verstorbene Infantin“ oder Claude Debussys Mondschein „Claire de lune“ und „Réverie“, eine „Träumerei“. Die im Originalen für Violoncello und Klavier komponierten „Trois Pièces“ von Nadia Boulanger hat Guillaume Berceau für das Quartett arrangiert. Dazu kommen noch jeweils drei Lieder von Debussy und Ravel in Bearbeitungen und als Ausklang die Valse chantée „Les Chemins de l’amour“ von Francis Poulenc.

Für die „Petite Suite“ von Claude Debussy hat Fabien Waksman einen fünften Satz komponiert „Les Lunes galantes“, „die galanten Monde“, eingebettet zwischen Debussys „Cortège“ und „Menuet“. Angelehnt an Paul Verlaines poetischer Welt der „Fêtes galantes“. Schöpferisches gesellt sich zur Bearbeitung, denn schon Debussy hat sich mit seiner kleinen Suite an barocken Mustern orientiert. Diese Suite diente wiederum der französischen Komponistin Graciane Finzi zu einer weiteren „Petite Suite“, dem Quatuor Zahir auf den Leib geschneidert. Vier kurze Sätze, die Situationen und Zustände beschreiben.

Das Quatuor Zahir musiziert klanglich so feinfühlig, dass man aufs erste gar nicht bemerkt, dass hier vier Saxophone am Werk sind. Die Grenze des eigenen Instrumentes vergessen machen, ist eine hohe Kunst und das schönste Kompliment, das ich geben kann. (um)