CD der Woche
Eine empfehlenswerte Repertoire-Erweiterung.
27. April 2024, 07:25 Uhr
CD der Woche / KW 17 / 27. April 2024
Interpreten: Tanja Becker-Bender, Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim, Johannes Schlaefli
Label: cpo
EAN: 761203797523
Ins Eck mit den fünf Violinkonzerten von Wolfgang Amadé Mozart? Keineswegs. Die Wortspielerei bezieht sich auf Friedrich Eck. 11 Jahre jünger als Mozart, von diesem geschätzt und ebenso als Wunderkind herumgereicht. Nach 33 erfolgreichen Jahren als gefeierter Violinvirtuose zieht er sich 1800 in Frankreich an der Seite seiner zweiten Frau Gräfin von Tauffkirchen ins Privatleben zurück. Die Geigerin Tanja Becker-Bender hat drei seiner fünf Violinkonzerte mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim unter Johannes Schlaefli für das Label cpo aufgenommen. Eine absolute Empfehlung.
Der Geiger Friedrich Eck hat seine Violinkonzerte für den Eigengebrauch als reisender Virtuose geschrieben. Im Umfeld der Mannheimer Schule aufgewachsen, nimmt er Anleihe bei seinem Lehrer Giovanni Battista Viotti und komponierte in einem „vermischten Geschmack“ mit Einflüssen aus Frankreich, Italien und seiner musikalischen deutschen Heimat. Was ihn auszeichnet, bringt die Solistin Tanja Becker-Bender auf den Punkt: sein Farbenreichtum, abwechslungsreiche tänzerische Elemente und Melodien zum Nachsingen. Technische Raffinessen lassen Niccolò Paganini schon vorausahnen. Wie generell das Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur in Ansätzen schon in die aufkeimende Romantik reicht. Friedrich Eck ließ es nach Beendigung seiner Karriere publizieren und bezeichnete es als „Nouveau Concerto“.
Tanja Becker-Bender ist eine ideale Interpretin der Violinkonzerte Friedrich Ecks. Mit großer technischer Leichtigkeit erzählt sie dessen Fülle an musikalischen Einfällen in den prägnanten Eröffnungssätzen, die in ihrem Umfang gleich lang wie die darauffolgende Romanze und das schließende Rondo sind. Ihr Ton ist brillant und sie genießt die Dialoge mit dem Orchester mit viel Spielwitz klanglichem Feingefühl. Wie in der Musik Mozarts lässt sich nichts verstecken und fordert gerade in den langsamen Sätzen die ganze Palette eines flexibel wandelbaren Geigentons mit blitzsauberer Intonation. Auch in ihren eigenen Kadenzen schafft Tanja Becker-Bender eine geschmackvolle Brücke zur Gegenwart.
Johannes Schlaefli und das für diese Musik prädestinierte Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim begleiten im Puls der jeweiligen Sätze und vermitteln damit eine große Übersicht. Das vermittelt die Natürlichkeit in Friedrich Ecks Violinkonzerten. Eine entspannt selbstbewusste Unterhaltung zwischen Orchester und Solistin, die beim Zuhören einfach Freude bereitet. Klingt wie, ja, richtig: Friedrich Eck. (um)