CD der Woche

Folk Flow

17. Juni 2023, 07:30 Uhr

Interpreten: Viviane Chassot
Label: Prospero
EAN: 4262353970249

Wieder steht im Rahmen unserer CD der Woche das Akkordeon im Mittelpunkt. Diesmal ist es Viviane Chassot, die Michael Gmasz mit ihrem neuen Album Folk Flow überzeugt. Nicht zum ersten Mal in dieser Rubrik, und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal …

Vviane Chassot ist eine vielseitige, mehrfach ausgezeichnete und darüber hinaus ausgesprochen sympathische Künstlerin. Nach Haydn, Mozart und Bach zeigt sich die schweizer Akkordeonistin auf ihrem neuen Album von einer komplett anderen Seite. Auf Folk Flow lässt sie, wie sie selbst sagt, „unerwartete Gegenüberstellungen, Verbindungen und Übergänge unterschiedlicher Komponisten und Epochen zu einer Einheit werden“. Traditionelle Volksmusik aus dem Irish Folk und der Bretagne, von Didier Squiban zu zwei Suiten zusammengefasst, trifft auf Musik von Chopin, Satie, Sivestrov, Granados und Voytenko. Dazu gibt es ein Wiederhören mit Jan Thiersens fabelhafter Amélie-Musik und Werke der sogenannten Neoklassiker Einaudi und Yiruma, denen ich persönlich im Allgemeinen sehr kritisch gegenüberstehe, jedoch in dieser Fassung durchaus etwas abgewinnen kann.

Viviane Chassot spielt die unterschiedlichen Musikstücke mit der ihnen gebührenden Ernsthaftigkeit, lässt jedoch die immer wieder notwendige Lockerheit nicht vermissen. Die bretonische Tanzmusik, die bei traditionellen Volkstanzveranstaltungen wie Fest-Noz oder Bal Folk getanzt wird, entführt uns Zuhörer vor dem inneren Auge an die französische Nordostküste. Man sieht sie fast, die schroffen Felsformationen, an denen sich die hohen Wellen des Atlantik brechen. Spürt den Regen, schmeckt die Austern aber fühlt vor allem die Lebensfreude aber auch die Melancholie, die den Menschen in dieser Region zu eigen ist. Der Plan, die unterschiedlichen Werke schlussendlich zu einer Einheit werden zu lassen, geht auf und man merkt sehr schnell, dass ein Walzer von Chopin, Tanzmusik aus der Bretagne oder Filmmusik des späten 20. Jahrhunderts gar nicht einmal so weit voneinander entfernt sind. (mg)