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Gemeinsam stark: Österreichs Medien gegen Big-Tech

26. Februar 2024, 00:00 Uhr

Mario Frühaufs innovative Wege zur Stärkung privater Sender. Vision des VÖP-Vorsitzenden für einen geeinten österreichischen Medienmarkt.


Seit vergangenem November ist der kronehit-Geschäftsführer Vorsitzender des Verbandes der Österreichischen Privatsender (VÖP).
Interview: Christoph Wellner

cw: Wo steht der VÖP heute? Wofür steht der VÖP heute?

Mario Frühauf: Die Privatsender sind ein unverzichtbarer Teil der österreichischen Medienlandschaft. Es sind die Privatradios, die für Vielfalt im Radiomarkt sorgen: Sie bieten den Menschen in Österreich unterschiedlichste Musikrichtungen – von Pop über Schlager bis zu Klassik – kombiniert mit seriöser Information und Unterhaltung. Der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) vertritt und unterstützt die Privatsender und setzt sich für die Vielfalt und Qualität der österreichischen Rundfunklandschaft ein. Diese Funktion des VÖP ist wichtiger denn je, denn die Rahmenbedingungen sind so schwierig wie nie zu vor: Auf der einen Seite steht der ORF, der durch den ORF-Beitrag in Höhe von über 700 Mio. Euro einen beachtlichen Wettbewerbsvorteil hat. Auf der anderen Seite sind die Online-Plattformen, die immer mehr Werbeerlöse aus Österreich absaugen. Gerade für Privatsender, die ihre Leistungen nahezu ausschließlich über Werbung selbst finanzieren, wird dies zu einem immer größeren Problem. Diese gravierenden Marktverzerrungen muss die Medienpolitik in Österreich rasch lösen – der VÖP hat hierfür zielgerichtete und zukunftstaugliche Lösungsvorschläge.

cw: Gibt es Chancen auf einen dualen Rundfunk in Ö? Was muss sich ändern? Was muss passieren?

mf: Es braucht eine neue Sicht auf den Markt, weg von Privat vs. ORF hin zu heimischer Medien- und Werbemarkt vs. Big-Tech, die gerade links und rechts an uns vorbeiziehen. Im vergangenen Jahr haben die großen Plattformen mehr Werbegeld erwirtschaftet als alle klassischen Medien in Österreich zusammen. Durch die kommerzielle Ausrichtung des ORF, der mit seinen Produkten am Werbemarkt „sehr“ aktiv ist, wird die Situation für die heimischen Privatsender immer schwieriger. Es sind viele Dinge notwendig, die dazu beitragen, dass das Match nicht mehr ORF vs. PRIVAT lautet, sondern wir intensiver zusammenarbeiten und den heimischen Medienmarkt absichern und weiterentwickeln können. Ein weiterer essenzieller Punkt ist die dringend nötige Anhebung der Förderungen für Privatsender. Dazu sollten die Einnahmen aus der Digitalsteuer – die noch dazu deutlich über dem budgetierten Wert liegen - herangezogen werden.

cw: Kann man das neue ORF-Gesetz im Sinne der Privaten „reparieren“?

mf: Wie bereits erwähnt braucht es eine völlig neue Sicht auf den Markt. Dabei muss die Rolle des ORF neu definiert werden und damit einhergehend Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unsere Konkurrenzsituation zum ORF nachhaltig entspannt. Dabei geht es im Kern um die Dekommerizialisierung des ORF und mehr Fokus auf Pubilc Value. Der Markt hat sich massiv verändert. Es kann nicht sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner finanziellen Übermacht aus kommerziellen Gründen heraus den Privatsendern sowohl inhaltlich als auch am Werbemarkt die Luft zum Atmen nimmt.  

cw: Wo liegt die Zukunft des Radios? Wird DAB+ die Branche „erfrischen“?

mf: Zur Zukunft des Rados fällt mir immer der Titel „Video Killed The Radio Star“ ein mit dem MTV am 1. Aug.1981 gestartet ist. Über 40 Jahre später ist die Mediengattung Radio immer noch sehr beliebt, innovativ und wird täglich von einem Großteil der Bevölkerung genutzt. Radio hat die technologischen Entwicklungen optimal genutzt, sei es im Bereich der Verbreitung aber auch in der Produktion. Radio ist nach wie vor der Tagesbegleiter Nr. 1 und rund um die Uhr über UKW, DAB+ und Streaming verfügbar. Die Zukunft von Radio sehe ich sehr positiv und DAB+ wird einen Teil dazu beitragen, dass durch neue Sender eine noch breitere Vielfalt an Programmen gegeben ist. Vermutlich im zweiten Quartal 2024 werden rund 30 neue Programme on Air gehen. Das ist der zweitgrößte, gleichzeitige Sendestart nach dem 1. April 1998.

cw: Ein Wort bitte noch zur Situation von radio klassik Stephansdom und der zu Jahrebeginn angelaufenen Spendenkampagne.

mf: radio klassik Stephansdom ist ein wichtiger Teil des österreichischen Privatradioangebots. Mit seinem fein nuancierten Klassikprogramm und seinem seriösen Informationsangebot bietet der Sender seinen Hörerinnen und Hörern eine Radioalternative, die ihresgleichen sucht. Was hier sehr deutlich wird, ist das Missverhältnis bei öffentlichen Förderungen. Während der ORF über 700 Mio € über den ORF-Beitrag erhält, bekommen alle Privatsender (Radio und TV) zusammen nur 20 Mio. Euro. Das ist viel zu wenig, um die hohe Qualität der Privatsender – wie beispielsweise auch radio klassik Stephansdom – ausreichend zu fördern. Daher fordern wir von der Politik dringend eine Erhöhung der Privatrundfunkförderung auf zumindest 40 Mio. Euro.

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