Rezensionen

Kleine Prinzen in Graz.

12. September 2020, 08:15 Uhr

Der Festivalname ist eine Spielerei mit zwei Worten: ARS, lateinisch für Kunst, Wissenschaft, und Gewandtheit. SONORE, französisch für klangvoll und melodisch. Daraus wird in Graz ARSONORE – Klangvolle Kunst – das Musikfest Schloss Eggenberg Graz. Besonders sympathisch: Der Künstlerische Leiter Markus Schirmer gibt den jungen Künstlern eine Chance. Musikchefin Ursula Magnes berichtet vom gestrigen Abend der „kleinen Prinzen“ im Planetensaal des Schlosses Eggenberg.

Im Planetensaal des Schlosses Eggenberg zu sitzen ist eine Freude für sich. Dabei auch erstklassigen Interpreten zu lauschen verdoppelt den Genuss. Sind diese dann noch so jung, dass man sich fragt, wo die Tiefe der Interpretation herrührt – kommt ein Staunen hinzu.

Eröffnet hat der Grazer Jungstar Emil Weller mit Frédéric Chopins verinnerlicht heißblütiger Doppelnummer Andante und Grande Polonaise op. 22 – große Begeisterung, bescheiden fast verlegenes Verbeugen des jungen Burschen. Emil Weller kommt Chopins Zerrissenheit näher als so mancher Großer der Klassik. Sein Bruder Max Weller begleitete den mehr als Hochbegabten jungen Flötisten Fabian Egger. Mit 13 Jahren so Flöte zu spielen, verblüfft mich. Aus den Stücken von Cécile Chaminade und Paul Taffanel neben Virtuosität und vielen kleinen schwarzen Noten auch Musik herauszuholen, zeigt eine vielversprechend reife Leistung.

Ryan Bradshow ist 14 und gilt als Österreichischer Jungpianist. Vater Australier, Mutter Slowakin – Studium an der Wiener Musikuniversität – mdw. Er spielt Chopins 1. Ballade in g-Moll und aus Maurice Ravels „Miroirs“ das „Morgenständchen des Narren: Alborada del Gracioso“. Stilsicher und traumverloren seine Darbietung. Beim Verbeugen erinnert er mich an Jewgeni Kissin.

Nach der Pause der Südtiroler Geiger Julian Kainrath. Für die Mélodie, der „Reigen Seeliger Geister“ von Fritz Kreisler nach C. W. Gluck braucht es noch ein paar Jahre der Erfahrung, aber das Paradestück Introduction und Rondo Capriccioso von Camille Saint-Saëns kommt gerade richtig für den kraftstrotzenden jungen Geiger. Der ideale Vorlauf für den 16-jährigen Japaner Shunta Morimoto und der 2. Klaviersonate von Sergej Rachmaninow, in der späteren kürzeren Fassung aus dem Jahr 1931. Der Fazioli im Planetensaal schien fast abzuheben – im Kreise der aufstrebenden jungen Künstler las Katharina Stemberger aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry.

Fazit: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das besonders Schöne an diesem Abend: alle jungen Musiker waren mit Persönlichkeit und Ausdruck am Werk. Das Wesentliche durfte das Publikum mit Abstand HÖREN! (Ursula Magnes)