Rezensionen

La Rondine an der Wiener Volksoper.

11. April 2024, 17:04 Uhr

Ensemble, Chor der Volksoper Wien, Statisterie
© Barbara Pálffy/Volksoper Wien

VOP 10.4.2024

Giacomo Puccinis „La Rondine“ hatte gestern an der Wiener Volksoper Premiere. Unser Opernexperte Richard Schmitz war dabei und berichtet.

„La Rondine“ ist ein Werk aus der erfolgreichsten Periode des Komponisten Giacomo Puccini. Trotzdem war sie kein Erfolgsstück. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie schwer einzuordnen ist. Eine „Traviata“ ohne tragischen Tod ist sie nicht, eine heitere Operette ist sie auch nicht, ein tiefschürfendes aber heiteres Stück, wie der „Rosenkavalier“ ist sie auch nicht. Sie hat von allem etwas und das passt nicht zusammen. Und doch feierte das Werk gestern in der Wiener Volksoper einen eindeutigen Erfolg. Das ist vor allem dem Regiekonzept von Lotte de Beer zu danken. Die Figur des Dichters Prunier wird zum Textverfasser aufgewertet. Seine auf einer Schreibmaschine geschriebenen Texte erscheinen auf einer großen Leinwand in der Mitte der Bühne. Das Mitlesen wird so zum Vergnügen. Das aufmüpfige Stubenmädchen Lisette ergänzt diesen Text handschriftlich, wenn er gar zu gockelhaft männlich wird. Trotzdem bleibt das grundlegende Problem der missglückten Rückkehr einer Kurtisane in die bürgerliche Gesellschaft erhalten. Schon der erste Akt mit dem oberflächlichen Geplauder der Pariser Gesellschaft gerät stringent. Auch das rauschhafte Erwachen der großen romantischen Liebe im zweiten Akt ist nachvollziehbar. Die Momente der schmerzhaften Entsagung im dritten Akt werden von humorvollen Einfällen überlagert.

Von Puccini gibt es für das Finale drei Fassungen; er konnte sich nicht zu einer gültigen entschließen. Lotte de Beer bietet weitere Möglichkeiten an. Mehr möchte ich nicht verraten. Für das Finale hat der Dirigent Alexander Joel eine Collage von Melodien aus der Oper gebastelt, die dem Publikum klar macht, dass Puccini eine herrliche Musik komponiert hat. Christof Hetzer hat um das riesige Textbuch in der Mitte durchaus sinnvolle Bilder gestaltet, die dem Chor und den Solisten Gelegenheit geben, Atmosphäre zu produzieren. Die Kostüme von Jorine van Beek stammeln angeblich zum Großteil aus dem Fundus der Volksoper. Musiziert wird achtbar. Matilda Sterby wurde ihrer Rolle als zentrale Figur gerecht. Anfangs waren die hohen Töne noch etwas steif, doch im Laufe des Abends wurde die Stimme geschmeidiger, Glück und Leiden kamen gut zur Geltung. Leonardo Capalbo hätte als Liebhaber Ruggero mehr Schmelz vertragen. Timothy Fallon und Rebecca Nelsen nutzen als Dichter Prunier und Stubenmädchen Lisette die komödiantischen Möglichkeiten, die ihnen die Inszenierung bot mit einer stimmlichen Entfaltung. Viele bekannte Solistinnen und Solisten der Volksoper dienten offenbar mit großem Vergnügen dem Werk.

Neben diesem Feuerwerk an guter Laune verblasst sogar die fade Hochglanzinszenierung der Metropolitan Opera aus dem Jahr 2009. Puccini wäre glücklich gewesen. Das Publikum war es auch und jubelte lange und ausgiebig.

Wertnote: 8,6/10 Punkten

© Richard Schmitz