Rezensionen

Mamma Mia! in Mörbisch

14. Juli 2023, 08:20 Uhr

Michael Gmasz

Mamma Mia! ist ein Musical, von dem wir gar nicht wussten, dass wir es geschrieben haben!“ sagte Björn Ulvaeus, ehemaliges Mitglied der legendären Band ABBA, einst über das nach einem ihrer Hits benannte Musical. Haben sie ja eigentlich auch nicht, denn die Geschichte rund um Donna und ihre Tochter Sophie, deren bald-Bräutigam Sky und die drei Eventuell-Väter Harry, Sam und Bill stammt von Catherine Johnson und hatte am 6. April 1999 im Londoner Prince Edward Theatre Premiere. Michael Gmasz ist gestern für radio klassik Stephansdom in seine Heimat gefahren.

Seit gestern liegt die fiktive griechische Insel Kalokairi nicht in der Ägäis, sondern vor den mörbischer Ufern des Neusiedler Sees. Nach the King and I präsentiert Alfons Haider nun also ein Hitfeuerwerk der schwedischen Pop-Band ABBA. Und er hatte eindeutig mehr Wetterglück als sein Kollege Daniel Serafin tags zuvor in St. Margarethen.

Super Trooper, Dancing Queen, The Winner takes it all und natürlich Mamma Mia, das sind nur einige der insgesamt zwanzig ABBA Hits, die in den gut zwei Stunden geboten werden. Wobei, ganz so einfach ist das nicht. Man hat sich in Mörbisch nämlich für die rein Deutschsprachige Variante entschieden. Anfangs dachte ich, schade, denn gerade bei den Liedern wäre wohl das bekannte Englische Original eingängiger gewesen. Honey, Honey-der kanns richtig; Honey Honey macht mich süchtig usw. war anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit hört man sich aber gut ein, vor allem auch, weil die Liedtexte die Handlung vorantreiben. Das wirklich witzig gelungene Chiquitita war hier ein erster Höhepunkt.

Mit dem Regisseur Andreas Gergen hat sich Alfons Haider für einen bereits Mörbisch erprobten und äußerst erfahrenen Musical Macher entschieden. Er weiß die große Bühne bestens in Szene zu setzen, aber, unterstützt durch das stimmungsvolle Lichtdesign von Andreas Fuchs, auch intime Momente zu erzeugen. Bis auf den Fiebertraum im griechischen Sado-Maso Olymp am Beginn des zweiten Teils erzählt er die Geschichte sehr stringent und „im Jetzt“. Choreograph Jonathan Huor und seine ausgezeichnete Company sorgen für ausreichend Bewegung und Unterhaltung auf der Bühne. Apropos - Bühnenbildner Walter Vogelweider, auch er bereits ein alter Mörbisch-Hase, zaubert mit Strand, Taverne, Bar und Hotel im traditionellen blau-weiß griechisches Urlaubsflair an den Neusiedlersee. Eine überdimensionale, multifunktionale Riesendiskokugel sorgt im zweiten Teil für Staunen.

Bettina Mönch als starke Mutter Donna dominiert das Geschehen in vielerlei Hinsicht. Sie sieht großartig aus, genießt es sichtlich, in ihrer Rolle zu sein und sie singt umwerfend gut. Ihr großes Solo  The Winner takes it all - also der Sieger hat die Wahl – wird auch zum musikalischen Höhepunkt des Abends. Ihre zwei Freundinnen Rosie und Tanja, Milica Jovanovic und Ines Hengl-Pirker, stehen ihr in Spielfreude und Qualität um nichts nach. Ines Hengl Pirker als Möchtegern High-Society Lady gehört auch der Lacher des Abends, als sie in sehr Wienerischem Idiom erzählt, welchen Tipp ihr ihr eigener Vater bei ihrer ersten Hochzeit gegeben hat. Anna Rosa Döller, in der Rolle von Donnas Tochter Sophie, ist ebenfalls Idealbesetzung. Jung und unschuldig, jedoch durchaus mit allen Wassern gewaschen und stimmlich absolut überzeugend.

Unter den vier männlichen Hauptpartien sticht der junge Timotheus Hollweg heraus. Die drei „Väter“ Lukas Perman, Peter Lesiak und Christof Messner spielen bei dieser Scharade gut mit, wirken dann teilweise im Vergleich zu den Frauen doch manchmal ein bisschen steif.

Alfons Haider ist mit Mamma Mia! nicht nur ein wirtschaftlicher Coup gelungen. Das Publikum, von Bundespräsident Alexander van der Bellen und diversen Regierungsmitgliedern abwärts, hat die Premiere mit Standing Ovations gefeiert. (mg)