Rezensionen

María de Buenos Aires.

13. Februar 2024, 08:20 Uhr

María de Buenos Aires: Luciana Mancini (María), Ensemble folksmilch
© Liliya Namisnyk

Gestern Abend (12.2.2024) brachte das MusikTheater an der Wien in der Kammeroper María de Buenos Aires von Astor Piazzolla heraus. radio klassik Stephansdom Opernkenner Richard Schmitz berichtet.

Selbstverständlich steht bei diesem Komponisten der Tango nuovo im Mittelpunkt. Es ist eine wunderbare Musik, die vom Ensemble folksmilch bearbeitet und höchst professionell präsentiert wurde. Der Tango bildet auch den Hintergrund für die fast durchgehend melodramatische Gestaltung der Gesangslinien. Gesungen und gesprochen wird in spanischer Sprache. Die deutschen und englischen Textprojektionen offenbaren erfreulich poetische und beziehungsvolle Passagen. Die Regisseurin Juana Ines Cano Restrepo wollte eher die Handlung in den Vordergrund stellen, persönlich wäre mir allerdings viel entgangen, hätte ich auf den Text verzichtet. Es gibt ja auch nicht wirklich einen dramatischen Ablauf. Maria ist von Anfang an tot. Der Geist Duende versucht mit dem Geist Marias das Leben zu reflektieren. Ihr Aufstieg zur Tangosängerin, ihre Leiden beim Eintauchen in die turbulente Großstadt Buenos Aires, das Erleben von Gewalt bis zur Vergewaltigung, ihre Einsamkeit ohne eine einzige Bezugsperson. Das alles wird im Rückblick erzählt. Die Kostüme helfen da nicht weiter. Sänger, Musiker und Tänzer tragen dreiteilige Anzüge mit großem Karomuster. Da gibt’s keine Assoziation zur Not in einer übervölkerten Großstadt. Die Apotheose zur Stadtheiligen von Buenos Aires mit der Hoffnung, dass sie einen Messias gebären wird, kann die Regie nicht vermitteln. Auch, dass Duende, ein Geist und Payador, ein Gitarre spielender Gaucho, am Anfang und am Ende Richterornate tragen, macht die Kostüme nicht logischer.

Eine Gerichtsatmosphäre wird in der Rahmenhandlung ohnehin nicht erreicht. Das Bühnenbild, ein getäfelter Gerichtssaal, der sich manchmal in die Tiefe öffnet, ist ebenfalls sehr steril.

Imponierend das Ensemble folksmilch, Christian Bakanic Akkordeon, Klemens Bittmann Violine und Mandola, Eddie Luis Kontrabass und Percussion und Andres Añazoo am Klavier. Jorge Espiro als Payador und Daniel Bonilla-Torres als Duende erfüllen ihre melodramatischen Aufgaben mit schöner Stimme. Luciana Mancini erfüllt die Titelrolle mit dramatischem Leben und stimmlicher Bravour. Zurecht erntet sie den einzigen Szenenapplaus. Mich haben die Musik und die, die sie interpretiert haben begeistert.

Das Publikum jubelte am Ende allen zu.

Wertnote: 7,2/10 Punkten