CD der Woche

Mascagni: Cavalleria rusticana.

13. Januar 2024, 07:35 Uhr

Prospero

Interpreten: Balthasar Neumann Chor und Orchester, Thomas Hengelbrock
Label: Prospero
EAN: 4262353970485

Thomas Hengelbrock ist als Interpret ein Garant dafür, ausgetretene Wege eher zu meiden. Für eine konzertante Aufführung der populären Verismo-Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni hat er sich mit der Originalversion beschäftigt. Und siehe da, da gibt es doch ein paar gänzlich neue Hörerlebnisse.

Wie oft im Leben muss vieles schnell gehen und situationselastisch sein. So wurde bei der Uraufführung von Pietro Mascagnis Einakter „Cavalleria rusticana“ einiges nicht so dargeboten wie vom Komponisten intendiert. Und in Folge auch so gedruckt. Thomas Hengelbrock hat sich mit den originalen Quellen beschäftigt. Die eindringliche Kirchenszene erklingt ohne Striche und die junge Bäuerin Santuzza darf in der ursprünglich von Mascagni gewählten Tonart A-Dur singen, was doch mehr vokalen Glanz entfacht. Im kurzen Trinklied „Brindisi“ vor Ende der Oper ist der Chor nun wieder 203 statt 89 Takte zu hören. Was auch dramaturgisch zu viel mehr pochender Italianità führt.

Die internationale junge Sängerinnen und Sängerbesetzung fügt sich wunderbar in Hengelbrocks Intention, dem Versimo Mascagnis mehr Farben denn Schwere zu verleihen. Das gilt auch für Carolina López Moreno als Santuzza, Giorgio Berrugi als Turiddu, Elisabetta Fiorillo als Lucia, Domen Križaj als Alfio und Eva Zaïcik als Lola. Durch den historisch informierten Orchesterklang klingt alles viel leichter. Die PS in Mascagnis Partitur intensivieren sich in Details und Feinheiten.

Wer die Oper „Cavallaria rusticana“ abseits der Klassiker mit Herbert von Karajan, Tullio Serafin oder Giuseppe Sinopoli neu und unverbraucht hören möchte, darf sich diese Aufnahme mit dem Balthasar Neumann Chor und Orchester nicht entgehen lassen. (UM)