CD der Woche

Rachmaninoff: Symphonies Nos. 2 & 3, Isle of the Dead

26. August 2023, 07:30 Uhr

Interpreten: The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézét-Séguin

Label: DG

EAN: 0028948647750

Yannick Nézét-Séguin gehört zu den wichtigsten Dirigenten Generation (noch) unter Fünfzig. Als Chefdirigent des Philadelphia Orchestra und des kanadischen Orchestre Métropolitain sowie Musikdirektor der Metropolitan Opera in New York spielt sich sein berufliches Leben, abgesehen von diversen Gastspielen in Europa, vorwiegend jenseits des „großen Teiches“ ab. Mit seinem Philadelphia Orchestra ist er kürzlich auch wieder auf CD in den Mittelpunkt gerückt, mit den Symphonien zwei und drei auf seiner neuen Rachmaninow Doppel-CD.

Yannick Nézét-Séguin dürfte an Sergej Rachmaninow, wie man auf gut Wienerisch so schön sagt, einen Narren gefressen haben. 2015 begleitete er erstmals den Pianisten Daniil Trifonov bei den Rachmaninow Variationen, mit dem er sich dann ab 2018 auf zwei CDs auch der Destination Rachmaninow annäherte. 2021 erschien dann mit der ersten Symphonie und den symphonischen Tänzen die erste CD mit reinen Orchesterwerken und nun legt Nézét-Séguin mit den Rachmaninow’schen Symphonien zwei und drei, sowie der Tondichtung „Die Toteninsel“ nach.

Mein erster Gedanke beim Anhören dieser CD war, wieso reden eigentlich immer alle nur von Rachmaninows Klaviermusik, wenn er doch eigentlich auch so geniale Orchestermusik geschrieben hat. Tiefgründig, schwermütig und vorwiegend düster die zweite Symphonie.  Von der russischen Presse nach der Uraufführung mit dem Untertitel „Mütterchen Russlands gesammelter Weltschmerz in e-Moll“ versehen. Schwermut ja, aber auch absoluter Schwung, orchestrale Rafinesse und dann ein Adagio, das dann ja doch auch wieder spätromantisch versöhnlich klingt. Mit kräftigem Zugriff, aber nie ins Brutale abgleitend, sattem Streicherklang und wohl dosiertem, jedoch auch manchmal losgelassenem Blech auch die Dritte. Ein Werk, das Rachmaninow Mitte der 30er Jahre im Exil am Vierwaldstätter See skizzierte. Uraufgeführt wurde sie dann übrigens vom Philadelphia Orchestra, unter Leopold Stokowski und ist somit fest in der DNA des Orchesters verankert. Das ist spannende Musik allererster Güte, die einen nicht so schnell loslässt. (mg)