Rezensionen

Schubertiade in Schwarzenberg.

29. August 2023, 15:12 Uhr

Angelika Kauffmann Saal, Schwarzenberg

Der Weg von Wien nach Schwarzenberg ist ein weiter. Franz Schuberts Geburts- und Lebensstadt Wien liegt von Vorarlberg gesehen auch alles andere als nah. Trotzdem darf man neidlos anerkennen, dass das Österreichische Schubertzentrum hinter dem Arlberg liegt. Verbunden durch Künstlerinnen und Künstler, die auch in Wien regelmäßig zu erleben sind. Doch ein bis zu dreimaliges Konzertangebot am Tag, samt öffentlicher Meisterkurse, bietet rund um Schubert in Summe Bayreuther Aufführungsdauern. Und ist derzeit in dieser Dichte eben nur bei der Schubertiade in Schwarzenberg zu erleben. Das lockt allen voran ein deutsches, Schweizer und britisches wie internationales Publikum zu den Konzertblöcken. Viele Besucherinne und Besucher stimmen ihre Urlaube danach ab.

Manches ist bewusst regional gehalten: Örtliche Musikschul-Kräfte spielen vor dem Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg Bearbeitungen von Schubert‘schen Horn-Duetten -  live und mitten im parlierenden Publikum. Den Dauerregen und die prall grünen Wiesen rings um kümmerts wenig. Schubertianer nehmen sich Zeit! Diese Ruhe überträgt sich mit Sicherheit auch auf die auftretenden Künstlerinnen und Künstler. Ist man einmal da – ist alles gut. Das Stammpublikum kennt sich, und schätzt das, was es erwartet.

Höhepunkte der letzten drei Tage waren mit Sicherheit Christoph Prégardiens kluge Mischung aus Liedern von Franz Liszt, Carl Loewe, Ludwig van Beethoven, Edvard Grieg und klarerweise Franz Schubert. Zu Beginn die wohl selten zu hörende „Bürgschaft“ D 246. Die frische, völlig unprätentiöse Musizierfreude von Klarinettistin Sharon Kam, die mit dem Schumann Quartett Mozarts Allzeit-Glücksrakete, das Klarinettenquintett zündet. Kristian Bezuidenhout, der dem Nachbau eines Hammerflügels aus der Werkstatt von Conrad Graf um 1819 eine Klangvielfalt entlockte, die die folgenden Konzerte mit modernem Steinway auffallend eintönig erscheinen ließ. Wunderbar zu erleben wie die junge Generation ihr Publikum begeistert: die Grazerin Sophie Rennert, direkt und umjubelt von den Festwochen der Alten Musik angereist, interpretierte Schumanns „Zwölf Gedichte von Justinus Kerner“ und eine Schubert-Auswahl. Konstantin Krimmel wagte sich abschließend über den „Taucher“ von Friedrich Schiller und gewann. Der Schweizer Pianist Francesco Piemontesi beschloss nach einem Debussy-Teil mit dem zweiten Band der Préludes seinen Schubertiaden-Schubert-Zyklus mit der Sonate in G-Dur D 894.

Die An- und Abfahrt mit dem Festival-Shuttlebus von und nach Hittisau im Bregenzerwald war mindestens so spannend wie das Festival selbst. Saß man doch mitten unter Gleichgesinnten, die absolut keine Mühen scheuen, um ihre geliebte Schubertiade zu besuchen. Publikumsnachwuchs ist nach den Worten des langjährigen Intendanten Gerd Nachbauer auch jene Gruppe, die in der Pension endlich das machen kann, was sie schon immer tun wollte. Man sieht sich Anfang Oktober in Hohenems. Alter spielt dabei keine Rolle – die Begeisterung für Schubert und kalkulierbare Konzerterlebnisse machen es möglich.