CD der Woche

Schuberts späte Klavierstücke.

3. Februar 2024, 07:35 Uhr

Interpretin: Ingrid Marsoner
Label: Gramola
EAN: 9003643993051

Nach den zwei Klaviersonaten D 664 und D 845 hat sich die Grazer Pianistin Ingrid Marsoner nach über 10 Jahren erneut mit Musik von Franz Schubert ins Aufnahmestudio begeben. Im Gepäck die Impromptus D 899, die Drei Klavierstücke D 946 und das Allegretto c-Moll D 915. Späte Werke aus den beiden letzten Lebensjahren des Komponisten. Ingrid Marsoner findet hier ihren ganz eigenen Ton.

Schuberts Wiener Verleger Tobias Haslinger wählte den französischen Titel „Impromptus“ für die vier Klavierstücke D 899. Gedruckt hat er nur die beiden ersten in c-Moll und Es-Dur. Später transponierte Haslingers Sohn die Tonart Ges-Dur des dritten Stückes kurzerhand sogar nach G-Dur. Was kümmert einen Verleger die Tonartencharakteristik, leicht zu spielen musste es sein. Ingrid Marsoner stellt sich dem harmonischen Licht- und Schattenspiel der Impromptus ohne große Dramatik. Ihre Interpretation ist intim und geradlinig und von perlender Klarheit in den virtuosen Passagen. Es ist ein behutsam vornehmer Blick auf die dichte emotionale Spannung Schuberts. Als ginge man zudem staunend durch ein fremdes Haus.

Die Drei Klavierstücke D 946 aus Schuberts Todesjahr wurden erst vierzig Jahre später 1868 von Johannes Brahms herausgegeben. Von vielen Pianistinnen und Pianisten gerne vernachlässigt, nimmt Ingrid Marsoner Schuberts ganz eigene Rhythmik sehr genau. Das macht gerade die Drei Klavierstücke frei von sentimentalen Anflügen. Das in sich schlummernde Biedermeier der Hauskonzerte und Schubertiaden ist nur mehr im Rückspiegel zu erahnen. Am Horizont leuchtet schon der andere Franz: Franz Liszt.

Das Allegretto in c-Moll D 915 hört sich wie ein Epilog auf das Vorherige. Komponiert zum Abschied und Umzug von Schuberts Freund Ferdinand Walcher nach Venedig. Ingrid Marsoner spielt es einfach und schlicht. Dem düster traurigen c-Moll ist beim besten Willen nicht zu entkommen. Fazit: Mit dieser Aufnahme gelingt Ingrid Marsoner eine wertvolle Ergänzung der Schubert-Diskografie. (um)

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