CD der Woche
Aufhorchen und Abtauchen.
24. Februar 2024, 07:25 Uhr
Interpreten: Neuer Kammerchor Berlin
Label: RONDEAU Production
EAN: 4037408062497
Der junge Chorleiter Adrian Emans hat den Neuen Kammerchor Berlin vor 8 Jahren gegründet. Seit 2016 überzeugt der Chor mit innovativen Konzertprogrammen und neuen Konzertformaten. Beim Deutschen Chorfest 2022 in Leipzig hat der junge Chor als Preisträger eine CD-Produktion des Chorlabels Rondeau Production gewonnen. Der Chor ist letztes Jahr ins Studio gegangen und hat sich „auf starke Schultern“ gestellt. Was das zu bedeuten hat, verrät Musikchefin Ursula Magnes.
„Standing on the Shoulders of Giants“ lautet der Albumtitel der neuen CD-Aufnahme des Neuen Kammerchor Berlin. Ein Sprichwort, das eine Einordnung des bis dato Geleisteten zum Ausdruck bringt. Der Neue Kammerchor Berlin verbeugt sich vor einer langen Chortradition und Singkultur. Verbindet stilistisch Altes und Neues mühelos und gibt mit eigens dem Chor gewidmeten Kompositionen eine neugierig machende Visitenkarte ab. „Alles hängt mit allem zusammen und baut aufeinander auf“, unterstreicht Chorleiter Adrian Emans die Dramaturgie des Albums.
Das geistiche "Nunc dimittis" von Thomas Tallis führt in die englische Renaissance. Das Kyrie aus der "Cantus Messe" von Joseph Gabriel Rheinberger und der "Morgengesang" von Max Reger knüpfen in romantisch deutscher Manier daran an. Einflüsse aus Volksmusik und Folklore ergänzen diesen Programmteil mit den „Five Traditional Songs“ von John Rutter und einem pfiffigen sechsstimmigen Arrangement des Klassikers „Der Mai ist gekommen“ von William Hawley. Weiters wird International neue Chorliteratur der amerikanischen Komponistin Caroline Shaw, des Indonesiers Ken Steven und des Australiers Paul Stanhope serviert.
Besonders reizvoll sind die zum ersten Mal aufgenommenen Kompositionswidmungen, Auftragswerke des Neuen Kammerchor Berlin. Der Amerikaner Daniel Elder spürt in „The Yellow Wood“ den dichten Emotionen des Gedichtes „The Road Not Taken“ von Robert Frost nach, Verse bekannt aus dem Film „Der Club der toten Dichter“. Die zweite Widmung kommt von der schwedischen Komponistin Karin Rehnqvist. Ihre „Wiegenlieder im All“ verströmen große innere Ruhe und feiern das sanfte Stillehalten in der Natur. Auch eine Mönchsgrasmücke ist zu hören!
Die jungen frischen Stimmen des Neuen Kammerchor Berlin unter der Leitung von Adrian Emans entfalten eine überzeugende Homogenität im Chorklang. Die einzelnen Stimmregister sind ausgewogen und farbenreich. Sie singen nicht nur schön, sie interpretieren auch in mehreren Sprachen textdeutlich. Eine Stunde Chormusik zum Aufhorchen und Abtauchen. (UM)