Rezensionen

Strauss: Daphne

13. September 2023, 08:25 Uhr

Wiener Staatsoper

Mit „Daphne“ hat Richard Strauss ein abgeklärtes Alterswerk geschrieben. Am 12. September wurde die Inszenierung von Nicolas Joel wieder in den Spielplan aufgenommen. Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.

Das Sujet einer jungen Frau, die sich mit der Natur einig sieht und den Männern unsicher und ablehnend gegenüber steht, ist gerade heute wieder aktuell. Die Sehnsucht mit Bruder Baum eins zu werden, bewegt viele junge Menschen. Zurück zur unberührten Natur wollen viele, gerade in unserer Zeit des Klimawandels. Nicolas Joel lässt die Handlung in einem griechischen Raum spielen, der der Villa des Münchner Grafikers, Malers und Bildhauers Franz von Stuck nachempfunden ist. Die Bühne im Hintergrund bietet Gelegenheit die Sagenhandlung auf eine Metaebene zu heben. Dass Daphne am Ende nicht in einen Lorbeerbaum sondern in eine rosa Säule verwandelt wird, entspricht wohl nicht dem Willen der jugendlichen Schwärmerin mit der Natur eins zu werden. Soll sein.

Besetzt ist der Abend mit großen Stimmen. Hanna-Elisabeth Müller kommt mühelos über die Rampe. Da sie wenig differenziert und stark nach „i“ vokalisiert, gehen die lyrischen Stellen verloren. Höhepunkt war dann auch die Vokalise im Finale, ohne Konsonante!  Nicht nur für sie sondern auch für das übrige Ensemble gilt, was Richard Strauss an Clemens Krauss nach einem Besuch in der Staatsoper geschrieben hat: „An dieser Aufführung fiel mir ganz besonders an unseren Sängern auf, dass es für sie ein verständnisloses Absingen von Noten ist und selten der richtige Ausdruck des Stärkegrades der Singstimme gegenüber der führenden melodischen Stimme gefunden wird.“ Joseph Gregor ist sicher kein Hugo von Hofmannsthal, aber der Text sollte verständlicher gesungen werden. Günther Groissböck orgelt den Vater Peneios, Noa Beinart wurde als Mutter Gaea bejubelt. Daniel Lenz und David Butt Philip waren als konkurrierende Liebhaber Leukippos und Apollo mit vollem stimmlichen Einsatz bei der Sache.

Viele melodische Einzelheiten, die diese Oper zu einer geheimen Liebe von mir machen, wurden von Sebastian Weigle kaum herausgearbeitet. Das Staatsopernorchester spielte groß auf, es weiß wie Richard Strauss klingen soll.

Es war der Abend der großen Stimmen. Das hat das Publikum gewürdigt.

Wertnote: 7,8