Rezensionen

Tonhalle Zürich wiedereröffnet.

16. September 2021, 08:15 Uhr

Gestern wurde in Zürich die Tonhalle wiedereröffnet. 4 Jahre ist der denkmalgeschützte Bau renoviert worden. Die Stadt gab dafür 280 Millionen Schweizer Franken aus und war gestern sichtlich stolz auf das Ergebnis. Der Fellner & Helmer Bau überzeugt vor allem durch eine wunderbare Akustik. Musikchefin Ursula Magnes berichtet aus Zürich.

Ein musikalischer Gruß vom Attersee an den Zürichsee. 1895 komponierte Gustav Mahler in den Sommerferien am Attersee seine 3. Symphonie. Und diese brachte gestern 162 Mitwirkende auf die Bühne der Tonhalle in Zürich. Weltumspannend, weltschmerzend und tief in der Musik verwurzelt, die Gustav Mahler umgab. Von „kräftig entschieden“ der ersten Abteilung bis „langsam ruhevoll empfunden“ am Ende. Paavo Järvi lotste das Tonhalle-Orchester Zürich ohne viel Schnickschnack durch die Partitur. Wie es seine zurückhaltend fokussierte Art ist. Die blockartige Struktur des Werkes kam wunderbar zur Geltung. Das „Dazwischen“ mag anderswo gehuldigt werden. 1895 ist auch das Jahr, in dem die Tonhalle in Zürich eröffnet wurde. In den 1930er Jahren zusätzlich umgeben von einem Kongressbau für die Landesausstellung. Mit der 3. Mahler begann wenige Jahre später die Mahlerrezeption des Orchesters. Und diese Symphonie eignet sich vortrefflich zu zeigen, was ein Orchester in einem Saal vermag. Und die Rezensenten waren sich rasch einig, es ist das beste Orchester der Schweiz, in einer der besten Konzertakustik der Welt. Der Klang ist warm und transparent – egal welche Dynamik die Musik erfordert. Das lässt ein Werk wie die 3. Mahler zum Hörerlebnis werden. Wie eine Wanderung durch satte Wiesen, über Berggipfel und ein Blick in die Ferne, wo die Katastrophe des ersten und dann des zweiten Weltkrieges schon lauert. Ein Abgesang in dem Friedrich Nietzsche warnt: „O Mensch! Gib Acht!“ Gesungen von Wiebke Lehmkuhl. Die Antwort aus des Knaben Wunderhorn sangen, und das exzellent, die Damen der Zürcher Sing-Akademie und die Zürcher Sängerknaben.

Das Publikum in Zürich, in der mit Bedacht renovierten Tonhalle jubelte und genoss im Foyer nach dem Konzert einen Schlummertrunk für alle.