CD der Woche

Vivaldi Fagottkonzerte.

9. März 2024, 07:25 Uhr

(c) Berlin Classics

CD der Woche / KW 10 / 9. März 2024

Interpreten: Sophie Dervaux, La Folia Barockorchester
Label: Berlin Classics
EAN:
885470032412

 

Die Französin Sophie Dervaux ist seit 2015 Solofagottistin der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernorchesters. Zusätzlich verfolgt sie sehr erfolgreich eine Solo-Karriere, unterrichtet, dirigiert und gibt weltweit Meisterkurse. Auf ihrem bereits vierten Album für Berlin Classics spielt die Fagottistin Fagottkonzerte von Antonio Vivaldi. Vor einem Jahr aufgenommen im Wiener Salvatorsaal gemeinsam mit dem La Folia Barockorchester.

Das CD-Cover und die Fotos von Co Merz verraten einiges über die künstlerische Herangehensweise von Sophie Dervaux. In einem langen schwarzen Tüllrock, mit schwarzem T-Shirt, auf das moderne Fagott gestützt, macht ein ovaler barocker Spiegel aus ihrem leicht nachdenklichen Lächeln ein Gemälde. Sie bringt sogenannte Alte Musik elegant, entspannt in die Gegenwart. Aus der ursprünglichen Idee barocke Konzerte aufzunehmen, entwickelte sich das Großprojekt, alle 39 Fagottkonzerte von Antonio Vivaldi mit dem modernen Fagott einzuspielen. Begleitet von einer siebenköpfigen, sehr transparenten Besetzung des La Folia Barockorchester. Der Anfang mit sechs Konzerten ist gemacht, darunter „La Notte“, die Nacht.

Vivaldis Fagottkonzerte begleiten Sophie Dervaux schon ein Leben lang. Sie liebt Barockmusik und hat sich als Püchner-Artist bei der Aufnahme ganz bewusst für das moderne Fagott entschieden. Sie erfüllt Vivaldis Soli mit einer unwiderstehlichen Natürlichkeit, artikuliert und verziert mit viel Geschmack. Ihr runder schöner Klang mischt sich hervorragend mit der einfachen Besetzung von 2 Violinen, Viola und Violoncello sowie Kontrabass, Theorbe und Cembalo für den Generalbass. Erstaunlich wie viele Klangfarben und rhythmische Akzente sich aus der kammermusikalischen Besetzung entfalten. Besonders die zusätzliche Theorbe schafft einigen Spielraum. Das Fagott gibt den Ton an und bekommt vor allem von Konzertmeister Robin Peter Müller einen hörbar inspirierten Dialog serviert.

Durch die spieltechnische Souveränität von Sophie Dervaux, kommt man gar nicht auf den Gedanken, dass Vivaldi den Waisenmädchen des Ospedale della Pietà ziemlich Virtuoses vorgelegt hat. Mit ihrer großen Repertoire-Erfahrung aus dem Orchestergraben der Wiener Staatsoper bringt sie als Solistin einen interpretatorischen Weitblick mit. Mit unglaublich feinen Nuancen gibt sie jedem der sechs Konzerte seine eigene Note. Auch dank ihrer kongenialen Mitstreiter des La Folia Barockorchester. Eine kurzweilige Noblesse wie sie Vivaldi vermutlich vorschwebte. (UM)