Filmmusik Spezial
Richard Rodney Bennett.
9. November 2024, 10:05 Uhr
Er liebte den Jazz, war in der Klassik zuhause und schuf preisgekrönte Filmmusik gleichermaßen. Berühmt für seine eklektische Arbeitsweise, vermied er dennoch die musikalischen Genres zu mischen und führte dennoch ein äußerst erfolgreiches künstlerisches Doppelleben. Ich möchte Ihnen in meiner heutigen Sendung das Filmmusikschaffen des britischen Komponisten Richard Rodney Bennett etwas näherbringen.
Richard Rodney Bennett wurde am 29. März 1936 Broadstairs, in der britischen Grafschaft Kent in eine äußerst künstlerische Familie geboren. Seine Mutter war Musiklehrerin und studierte Klavier bei dem renommierten Komponisten Gustav Holst, sang unter anderem in der ersten professionellen Aufführung von Holsts „Die Planeten“ und unterrichtete ihren Sohn bereits ab seinem 5. Lebensjahr Klavier. Bennetts Vater war ein bekannten Kinderbuchautor und Lyriker. Diesen beiden sollte es der jugendliche Richard auch gleichtun und begann ab 1953 – ausgestattet mit einem Stipendium – an der Royal Academy of Music in London bei Lennox Berkeley und Howard Ferguson zu studieren. Aus dieser Zeit stammten auch seine ersten Kompositionen. Einer seiner Professoren attestierte ihm, einer der brillantesten Talente seiner Zeit zu sein, dem es aber noch an einem eigenständigen Stil mangelte. Angeregt durch die englische Komponistin Elisabeth Lutyens, begann sich Bennett auch schon sehr früh für Zwölftonmusik zu interessieren. Lutyens, die auch fürs Radio und für den Film komponierte war es auch, die Bennett erstmals mit diesem Genre in Verbindung brachte, ohne damals noch zu wissen, dass er selbst einmal in diesem Bereich tätig sein würde. Die ersten konkreten Aufträge für Dokumentarfilme erhielt er schließlich vom Dirigenten John Hollingsworth, der ihn mit der Welt des Films vertraut machte. Noch waren Versicherungen und Autofirmen die lukrativsten Auftraggeber, aber bald sollten auch erste cineastische Gehversuche folgen. Außerdem machte sich Bennett zu dieser Zeit auch einen Namen als arrivierte Jazzpianist und Interpret von populären Standards wie jenen von George Gershwin, Jerome Kern und Irving Berlin.
Durch Lutyens auf den musikalischen Weg gebracht, nahm Bennett 1955 an den bekannten Darmstädter Sommerkursen für moderne Musik teil, wo er mit der Kompositionstechnik des Serialismus vertraut wurde. Dies führte wieder dazu, dass er von 1957 bis 1959 bei einem der berühmtesten Vertreter der Serialismus – Pierre Boulez – in Paris studierte, wo er sich auch mit den Werken von Olivier Messiaen auseinanderzusetzen begann. Bennett erinnerte sich an seine Studienzeit bei Boulez in einem Interview: „Als ich zwanzig Jahre alt war und ein Schüler von Boulez – ich war sein erster Schüler – war ich tief in die damalige europäische Avantgarde involviert, und ich war wirklich nicht an einem Publikum interessiert, weil ich viel zu viele technische Probleme zu lösen hatte. Ein Pianist sollte sich nicht für ein Publikum interessieren, wenn er zu Hause ist und Technik übt, aber es kommt ein Punkt, an dem man versuchen muss, über diese technischen Obsessionen hinauszugehen und jemanden zu erreichen. Ich möchte Musik schreiben, die die Leute brauchen, und die möglichst schön klingt und interessant ist.“
Gerald C. Stocker gestaltet einen Streifzug durch die Filmmusiken von Richard Rodney Bennett.