CD der Woche

Beethoven, Schumann, Franck

26. November 2022, 07:30 Uhr

Renaud Capuçon und Martha Argerich

Interpreten: Renaud Capuçon, Martha Argerich

Label: DG

EAN: 028948635337

War es vergangene Woche noch der Jazz in der Klassik mit Violine und Klavier, so sind es diese Woche die „Klassiker“ der Violinkammermusikliteratur. Franck Sonate, Beethovens Kreutzer und Schumanns a-Moll Sonate mit Renaud Capuçon und Martha Argerich. Eine Hochglanz CD mit Tiefgang. Michael Gmasz taucht für Sie ein.

Zugegeben, das Programm auf unserer CD der Woche klingt ein wenig wie der wahrgewordene Kammermusiktraum jedes Konzertveranstalters weltweit. Beethoven, Schumann und Franck mit Renaud Capuçon und Martha Argerich. Na und? Warum sollen große Künstlerinnen und Künstler sich immer wieder auf die Suche nach ausgefallenen Programmen machen, wenn es auch zwischendurch einmal ein Hitprogramm sein darf? Eben. Und vor allem, wenn es so klingt und so fein musiziert wird, wie auf dieser CD.

Beim Anhören dieser CD habe ich mich gefragt, was macht eine gute Kammermusik CD aus? Hervorragende Musikerinnen und Musiker können schnell einmal sehr gut miteinander musizieren. Aber Intimität, blindes Vertrauen in die Kunst des jeweils anderen und ein gutes Verständnis untereinander braucht eben auch Zeit und Reife. Eine Reife, die zwischen Renaud Capuçon und Martha Argerich über die letzten 30 Jahre entstanden ist, nachdem er damals mit 16 Jahren im Jugendorchester der Europäischen Union sie bei Prokofjews drittem Klavierkonzert begleitet hat. Vieles ist in der Zwischenzeit passiert und seit etwa 20 Jahren bilden die beiden ein „gestandenes Duo“. Es sind die dynamischen Feinheiten, die die Besonderheit dieser Aufnahmen ausmachen. Ein kleiner gemeinsamer Akzent hier, ein schnelles Zurücknehmen und Wiedererstarken da. Und auch rhythmisch scheint zwischen die beiden „kein Blatt Papier“ zu passen. Einziger kleiner Wermutstropfen dieser CD, aber dafür können Capuçon und Argerich nichts – die Dynamik zwischen Violine und Klavier stimmt leider oft nicht. Das Klavier ist immer wieder zu laut und zu weit im Vordergrund. Zumindest für meinen Geschmack. Vielleicht ist das aber auch der Tatsache geschuldet, dass es sich bei dieser CD um eine echte Live CD ohne große Nachbearbeitung handelt. (mg)