CD der Woche
Brahms|Glanert|Schubert|Mendelssohn-Bartholdy
22. Februar 2025, 07:35 Uhr
Interpreten: Thomas Hampson, Würth Philharmoniker, Claudio Vandelli
Label: hänssler Classic
EAN: 881488240214
Dass es auch in unserer Zeit und unseren Breiten noch wirkliches, gelebtes Kultur- und Musikmäzenatentum gibt, beweist nicht nur HP Haselsteiner mit seinem Engagement u.a. in Erl, sondern auch die Würth-Gruppe mit eigenem Konzertsaal und Museum im kleinen deutschen Städtchen Künzelsau. Und wenn schon eiin Konzertsaal gebaut wurde, hat die Reinhold Würth Musikstiftung 2017 auch gleich ein dazu passendes Orchester ins Leben gerufen. Auf der bereits dritten CD haben sich die Würth Philharmoniker mit Thomas Hampson einen besonderen Gast eingeladen. Michael Gmasz berichtet.
Für ihr drittes Album sind die Würth Philharmoniker unter Chefdirigent Claudio Vandelli ihrer schon bisherigen Leidenschaft treu geblieben, nämlich Altbekanntem in neuer Fassung auf den Grund zu gehen. Thema des Albums mit Werken von Schubert, Brahms und Mendelssohn-Bartholdy ist die Orchestrierung, also die Kunst, Musik auf eine neue Orchesterbesetzung zu übertragen. Schuberts Lieder für mittlere Singstimme und Orchester erklingen in der Fassung von Brahms, aus seiner Feder gibt es auch die Variationen über ein Thema von Joseph Haydn. Zu original Brahms wiederum hat Detlev Glanert vier Präludien und ernste Gesänge für Bassbariton und Orchester geschrieben. Und zu guter Letzt ist das einzige Werk in „Originalbesetzung“ die Hebriden Konzertouvertüre von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Thomas Hampson verleiht den Liedern von Schubert eine Dringlichkeit und Dramatik, bringt aber auch verliebten Schmelz zutage. Absoluter Höhepunkt auf dieser CD sind für mich aber vor allem die Vier Präludien und Ernsten Gesänge von Brahms und Detlev Glanert. Verwendet Glanert bei seinen Brahms-Bearbeitungen ausschließlich originales Musikmaterial, so schafft er mit seinen eigenen instrumentalen Zwischenspielen einen zeitgenössischen und zeitgemäßen Blick auf die 150 Jahre alten Lieder. Als durchkomponierte Suite angelegt, gelingen hier, inklusive Postludium, gute 22 Minuten spannungsreiche Musikdramatik. Die Würth Philharmoniker selbst präsentieren sich mit Brahms‘ Variationen über Haydns St-Antoni Choral und Mendelssohn Hebriden-Ouvertüre als ganz ausgezeichneter Klangkörper! Und lassen Sie mich noch einen Satz zur Reinhold Würth Musikstiftung sagen: man kann Geld auch auf viel schlechtere Weise anlegen, als in Kunst und Kultur. Also danke! (mg)