Lebenswege

Christian Lehnert - Dichter und Theologe.

19. Juni 2022, 17:30 Uhr

In den radio klassik-Lebenswegen erzählt der Lyriker und Theologe Christian Lehnert warum die DDR, in der er aufwuchs, kein unpoetisches Umfeld war; er spricht darüber, wie er wenige Monate vor der Wende nach einem Verhör in eine Dunkelzelle gesteckt wurde und dort das Zeitgefühl verlor, aber auch einen “Urmoment des Schreibens” erfuhr; und er erklärt, warum ihm Paulus biographisch sehr nahe ist, der nach seinem Damaskuserlebnis stammelnd nach Worten suchte für das, was alles Verstehen übersteigt. 

Christian Lehnert: “Ich habe zunehmend gespürt, dass die Theologie im Wesen etwas Poetisches hat, ein Ringen um Sprache für das, wofür mir die Worte fehlen, ein Ringen um Sprache für etwas, das sich meinem Ausdruck entzieht. – Und dasselbe passiert im Gedicht. Da schreibe ich ja nicht, um etwas schön an den Mann zu bringen, was ich auch anders sagen könnte. Im Anfang des Gedichtes ist die Suche nach einem Ausdruck, das Vermissen eines Ausdrucks, mir fehlen die Worte. Meistens sind es Dinge, die existentiell so wichtig sind, dass ich davon auch nicht schweigen kann. Das ist gewissenmaßen die Dynamik des Gedichtes, und dasselbe passiert in der Theologie fortwährend.” 

Sonntag, 19. Juni 2022, 17.30-17.55 Uhr.
Eine Lebenswege-Sendung von Stefanie Jeller.

 

Das Interview mit Christian Lehnert führte Stefanie Jeller am Rande der Poetikdozentur von Christian Lehnert im Sommersemester 2022 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Die vier Vorlesungen stehen als Videoaufzeichnungen online zur Verfügung:
https://www.religionandtransformation.at/veranstaltungen/poetikdozentur/video-archiv/